Maneki Neko: Warum eine winkende Katze Glück bringt

Diana Casanova
Diana Casanova

In Asia-Restaurants und -Supermärkten sehen wir sie hierzulande sehr oft - eine goldene Katzenfigur, die in einer Pfote eine Münze hält und mit der anderen auf und ab winkt. Viele glauben, diese Winkekatze sei chinesischen Ursprungs, doch tatsächlich kommt sie aus Japan.

Maneki Neko Figuren
© Photo AC / kscz58ynk

Auf der ganzen Welt entdecken wir sie, in China-Restaurants und Asia-Supermärkten – fast schon kitschige Goldkatzen, deren linke Pfote fröhlich auf und ab winkt. Deshalb wird oft angenommen, dass diese “Winkekatzen” genannten Dekorationen aus China stammen – doch ihr “wahrer” Name lautet maneki neko und sie haben ihren Ursprung in Japan. Ihrem Namen entsprechend “winken” die Katzen auch nicht, sondern “laden uns ein”. Tatsächlich ist die Pfotenbewegung eine Anlehnung an die Art und Weise, wie Japanerinnen und Japaner andere Menschen zu sich rufen, nämlich mit der Handfläche nach innen und den Fingern nach unten zeigend. Das wurde in westlichen Ländern schließlich als klassisches “Winken” interpretiert. Doch wo genau die maneki neko ihren Ursprung hat, ist nicht bekannt, denn viele Mythen ranken sich darum. 

Eine Katze wird zur Lebensretterin

Eine der berühmtesten Entstehungsgeschichten spielt im Gōtokuji-Tempel in Tōkyō zur Edo-Zeit (1603-1868). Der Feudalherr Ii Naotaka war auf dem Heimweg, als ihn die Hauskatze des Tempels, Tama, mit einer scheinbar einladenden Bewegung auf das Gelände lockte und ihn damit vor einem tödlichen Blitzschlag bewahrte. Aus Dankbarkeit spendete Ii dem Tempel eine fürstliche Summe für dessen Renovierung und widmete Tama einen kleinen Altar. Bis heute ist im Gōtokuji die Legende der “winkenden Katze”, die dem Feudalherren das Leben rettete, greifbar, denn er wird von tausenden kleinen und großen Katzenfiguren geschmückt (die man sich selbstverständlich als Souvenir kaufen oder als kleine Opfergabe vor Ort aufstellen kann).

Katzenfiguren im Gotokuji Tempel
Hunderte maneki neko im Gōtokuji-Tempel in Tōkyō. © Photo AC / MayuNoda

Eine weitere religiöse Stätte, die als möglicher Ursprung der maneki neko diskutiert wird, ist der kleine Imado-Schrein im Tōkyōter Traditionsviertel Asakusa. Es heißt, eine alte Dame ließ 1852 ihre geliebte Katze frei, weil sie sie aufgrund von Armut nicht mehr ernähren konnte. In der Nacht kehrte die Katze im Traum zu ihr zurück und forderte sie auf, Puppen nach ihrem Vorbild anzufertigen, dann würde ihr Glück widerfahren. Die Frau tat wie ihr geheißen und verkaufte Katzenfiguren aus Keramik mit gehobener Pfote, was ihr schließlich zu Reichtum verhalf. 

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Die Legende der maneki neko hat ihren Ursprung also wahrscheinlich in der Edo-Zeit, wurde jedoch in der Ära danach, der Meiji-Zeit (1868-1912) popularisiert. Mehr und mehr Figuren, Talismane und andere Abbilder von glückverheißenden Katzen kamen auf den Markt und fanden ihren Weg in die Tempel, Geschäfte und Haushalte der Menschen.

Mittlerweile gibt es sie in verschiedenen Ausführungen: Die klassische weiße Farbe steht für Glück allgemein, während schwarz das Böse fernhalten, rot Gesundheit, gelb Reichtum oder rosa Glück in der Liebe bringen soll. Welches Glück einem widerfährt, hängt auch davon ab, welche Pfote gerade “winkt”. Die rechte Pfote soll Geld und Glück anziehen, die linke hingegen Freundschaften und Kunden. Man geht davon aus, dass, je höher die Pfote gehoben wird, desto wirkungsvoller ihre Magie sein soll. 

Katzen in der japanischen Geschichte

In der japanischen Geschichte nehmen Katzen eine interessante Stellung ein. Vermutlich im 6. Jahrhundert über China nach Japan eingewandert, wurden sie bereits früh zur Schädlingsbekämpfung eingesetzt. Selbst der Kaiser soll sie als Haustiere gehalten haben und es dauerte entsprechend nicht lange, bis sie die japanische Folklore zu allerlei Legenden und Geistergeschichten inspiriert haben. Grundsätzlich galten Katzen aber als Helfer für eine gute Ernte und wirtschaftlichen Erfolg. Es ist daher nicht verwunderlich, dass die Samtpfoten in vielerlei Hinsicht mit Glück und Wohlstand in Verbindung gebracht werden. 

Wenn Sie etwas tiefer in die Kultur der maneki neko eintauchen möchten, bietet das Manekineko Art Museum in Okayama die Möglichkeit, dessen erstaunliche maneki neko-Sammlung zu besuchen und in einem Workshop eine Figur selbst zu bemalen. Das größte maneki neko-Museum befindet sich jedoch in Seto (Präfektur Aichi), wo ebenfalls Workshops und Ausstellungen angeboten werden. Auch der Gōtokuji-Tempel sowie der Imado-Schrein in Tōkyō sind für die Öffentlichkeit zugänglich. 

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