Nach vielen Jahren in Japan gewöhnt man sich daran: wochenlang Temperaturen bis zu 35 Grad am Tag und über 25 Grad in der Nacht, dazu eine Luftfeuchtigkeit von meist über 70 %, manchmal gar bis zu 90 %. Die Sommer sind lang, brutal, schweißtreibend – und eine nächtliche Abkühlung gibt es kaum. Mit anderen Worten: Globale Erwärmung ist etwas, was auch Japan auf gar keinen Fall gebrauchen kann. Doch sie macht sich seit Jahren deutlich bemerkbar.
Vom „stabilen“ Klima zu Rekordsommern
Noch rund um die Jahrtausendwende war der Sommer vergleichsweise „stabil“: Im Raum Tōkyō begann er in der Regel um den 20. Juli – nach dem Ende der Regenzeit – und dauerte bis Mitte September. Zwischendurch sorgten Gewitter für kurze Pausen. Doch das scheint sich zu ändern: Die Regenzeit verdient ihren Namen immer seltener, und so wird es oft schon im Juni heiß – und bleibt es bis in den gesamten September hinein. Drei Monate Hitze am Stück.
Und nicht nur das: Die Temperaturen steigen weiter. 2025 war wieder ein Rekordsommer. In zahlreichen Städten wurde die 40-Grad-Marke gleich an drei Tagen in Folge überschritten. Auch die folgenden Hitzegewitter waren außergewöhnlich heftig und setzten unter anderem die Innenstadt von Kumamoto unter Wasser.
Hitzeschutz wird Pflicht
Die anhaltende Hitze macht den Menschen schwer zu schaffen. Hitzeschlag ist das Thema des Sommers – und erstmals reagierte die Regierung mit neuen Gesetzen. Denn bislang war Hitzeschutz am Arbeitsplatz keine Pflicht. Kam es durch extreme Temperaturen zu Zwischenfällen, konnten Arbeitgeber nicht haftbar gemacht werden. Seit Juni 2025 sind sie nun verpflichtet, Schutzmaßnahmen zu ergreifen – immer dann, wenn Beschäftigte mehr als eine Stunde am Stück oder mehr als vier Stunden täglich im Freien bei Temperaturen über 31 Grad arbeiten müssen.
Doch wie sehen diese Schutzmaßnahmen aus? Neben der Bereitstellung von elektrolythaltigen Getränken spielt die Kleidung eine entscheidende Rolle. Besonders gefragt sind Westen und Jacken mit eingebauten Ventilatoren. Sie kosten zwischen 80 und 200 Euro, wirken auf den ersten Blick etwas kurios – die Träger sehen durch die aufgeblasene Kleidung wie Muskelpakete aus, und das Surren der Ventilatoren ist schon aus mehreren Metern Entfernung zu hören. Doch diese simple wie geniale Erfindung funktioniert: Der ständige Luftstrom unterstützt die Schweißverdunstung und kühlt den Körper effektiv ab. Andere Konzepte – wie Kleidung mit Peltier-Elementen oder wassergekühlten Kreisläufen – existieren zwar ebenfalls, doch die Ventilatorenjacken sind mit Abstand am beliebtesten.

Neue Trends im Alltag
Ein weiterer auffälliger Trend sind Sonnenschirme. Von Japanerinnen schon lange geschätzt, sieht man seit 2025 auch immer mehr Männer damit auf den Straßen. Enorm beliebt sind zudem kleine Handventilatoren. Allerdings warnen Experten inzwischen vor deren übermäßigem Gebrauch: Der starke, konstante Luftstrom im Gesicht kann die natürliche Schweißfunktion stören – und das Risiko eines Hitzeschlags sogar erhöhen.
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