Sake und Shōchū in Deutschland genießen | Interview

Kerstin Coopmann
Kerstin Coopmann

Auf dem Event „Sake statt Wein“ in Düsseldorf haben wir mit Herrn Sugawara von der Sake-Brauerei Otokoyama Honten und Frau Takahashi von der Shōchū-Distillerie Takahashi Shuzo gesprochen. Ihr Tipp: Sake und Shōchū sind auch eine tolle Ergänzung zu deutschen Speisen.

ein Becher Sake

Die Sake-Brauerei Otokoyama Honten und die Shōchū-Distillerie Takahashi Shuzo gehören zu den zahlreichen Betrieben, die auf die zunehmende Nachfrage nach hochwertigen alkoholischen Getränken aus Japan  reagieren und ihre Produkte zukünftig auch nach Deutschland exportieren wollen. Im Interview mit JAPANDIGEST berichten Herr Sugawara und Frau Takahashi über die Besonderheiten ihres Sakes/Shōchūs und erklären, warum dieser nicht nur zu japanischem Essen passt.

Otokoyama Honten Co., Ltd. | Sogawara Hiroki

Sake-Brauerei aus der Hafenstadt Kesennuma, Miyagi. 1912 gegründet. Spezialität: Erfrischender Sake, der besonders gut zu Fischgerichten passt. Sake-Neulingen empfiehlt Herr Sugawara sein Produkt Sōtenden.

Takahashi Shuzo Co., Ltd. | Takahashi Hiroe

Shōchū-Distillerie aus Taragi-machi, Kumamoto. 1900 gegründet. Spezialität: Fruchtig-milder Shōchū, den man gut zum Essen trinken kann. Shōchū-Neulingen empfiehlt Frau Takahashi ihr Produkt Ginrei Shiro.

Produkte der Interviewpartner
© Otokoyama Honten Co., Ltd. (links), © Takahashi Shuzo Co., Ltd. (rechts)

Interview mit Otokoyama Honten und Takahashi Shuzo

Wodurch zeichnet sich Ihr Sake/Shōchū aus? Wo und wie wird er hergestellt?

O: Wir sind eine Sake-Brauerei aus Kesennuma, einer der größten Hafenstädte Japans. Weil wir eine Hafenstadt sind, möchten wir Sake herstellen, der gut zu Fischgerichten passt. Der Geschmack ist daher nicht zu lieblich und nicht zu trocken, sondern erfrischend. Es ist außerdem unsere Überzeugung, nur Reis aus unserer Gegend zu verwenden, obwohl dies keine Vorschrift ist.

T: Unser Shōchū wird in der Region Kumo, im Süden der Präfektur Kumamoto produziert. Dort kann man den geschützten Namen „Kuma Shōchū“ verwenden. Im Gegensatz zu früher destillieren wir ihn bei weniger Druck und einer geringeren Temperatur, um so einen milden, fruchtigen Shōchū zu erhalten.

Was macht Ihrer Meinung nach die Beliebtheit von Sake/Shōchū aus?

O: Für die Beliebtheit von Sake gibt es zwei Gründe. Der erste ist sein komplexer Herstellungsprozess. Wer sich nicht dafür interessiert, wird ihn sich nicht merken, aber wer sich dafür begeistern kann, wird süchtig. Der zweite Grund ist das vielfältige Geschmacksspektrum. Man kann Sake wie Wein zum Essen trinken und dabei je nach Sake und je nachdem, was man dazu isst, unterschiedliche Geschmacksnuancen genießen.

T: Shōchū ist das einzige destillierte, hochprozentige alkoholische Getränk auf der Welt, das man zum Essen genießen kann.

Unterscheiden sich der deutsche und der japanische Beschmack bezüglich Sake/Shōchū?

O: Da fällt mir zuerst das Stichwort Weinkultur ein. Weil man in Deutschland gerne und viel Wein trinkt, wird Sake immer mit Wein verglichen. Natürlich wird auch in Japan Wein getrunken, aber der Anteil ist geringer und man vergleicht die beiden Getränke nicht. Bedingt durch diese Weinkultur sind in Europa andere Aromen beliebt als in Japan, das betrifft auch den Sake. Da es in Deutschland so viele Weinkenner gibt, gehen wir aber davon aus, dass sich die Leute auch schnell an den Geschmack von Sake gewöhnen und ein Verständnis dafür entwickeln.

T: Die Japaner haben einen eher sensiblen Geschmack. Deshalb produzieren wir einen sehr feinen Shōchū, der auch zum Essen passt. Ob die Deutschen denselben Geschmackssinn haben, kann ich noch nicht sagen.

Welche Herausforderungen sehen Sie in der Vermarktung Ihrer Produkte in Deutschland?

O: Das Schlüsselwort ist hier Differenzierung. Nach England ist Deutschland der zweitgrößte Markt für Sake, es haben sich also schon viele Sorten etabliert. Daher ist es uns wichtig, unsere Produkte von den anderen zu differenzieren. Außerdem müssen wir herausfinden, wie wir die Attraktivität unseres Sakes am besten vermitteln. Das sind so unsere Herausforderungen.

T: Wir haben den Eindruck, dass der deutsche Markt sehr konservativ ist. Sake ist zwar schon bekannt in Deutschland und wird immer beliebter, aber Shōchū ist noch vergleichsweise neu. Es ist also unsere Herausforderung, zu überlegen, wie wir ihn vermarkten können.

Passt Sake/Shōchū auch zu deutschem Essen?

O: Ja, denn ich habe den Eindruck, dass deutsche Gerichte eher simpel sind und dass man die Geschmacksrichtungen leicht erkennen kann. Weil Sake so ein großes Geschmacksspektrum hat, findet man immer sofort den richtigen Sake für jedes Gericht. Ich bin also überzeugt, dass Sake sehr gut zu deutschem Essen passt.

T: Hmm… in der deutschen Küche gibt es ja sehr viel Schweinefleisch und Shōchū hat auch die Funktion, Fett abzubauen. Daher passt er sicher auch zu deutschem Essen.


Die Interviews wurden mithilfe japanisch-deutscher Dolmetscher geführt und für die Veröffentlichung nachbearbeit.

Dieser Artikel erschien in der Juli-Ausgabe des JAPANDIGEST 2019 und wurde für die Veröffentlichung auf der Website nachbearbeitet.

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