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Shamisen: Japans zeitloses Instrument

Sina Arauner
Sina Arauner

Shamisen kamen im 16. Jahrhundert von China nach Japan und wurden ein integraler Bestandteil der traditionellen Musik. Es gibt verschiedene Bau- und Spielarten, die je nach Anlass entsprechend verwendet werden. Auch in moderner Musik kommen Shamisen immer wieder zum Einsatz.

Zwei Geisha spielen Shamisen
Zwei Geisha spielen Shamisen © Joi Ito / flickr

Shamisen 三味線 sind dreisaitige Lauteninstrumente mit langem Hals, die mit einem Plektrum (bachi 撥) angeschlagen werden. Die genaue Herkunft von Shamisen ist ungeklärt, man geht jedoch davon aus, dass sie von der chinesischen Langhalslaute Sanxian abstammen.

Durch regen Handel im 16. Jahrhundert zwischen China und dem Königreich Ryūkyū (heutiges Okinawa) wurden viele Instrumente, unter anderem Sanxian, nach Japan eingeführt.

Als Vorläufer von Shamisen gilt das Lauteninstrument Sanshin 三線, das damals wie heute auf Okinawa gespielt wird.

bachi shamisen
Zwei bachi zum Zupfen von Shamisen

Seit der Verbreitung von Shamisen in Japan wurde das Instrument in allen sozialen Schichten gespielt. Straßenmusiker und goze 瞽女 (blinde Wandermusikerinnen) spielten Shamisen ebenso wie die Geisha 芸者. Durch die Shamisen-Begleitmusik in Theaterformen wie Kabuki und Bunraku hat sich Shamisen zu einem populären Instrument entwickelt, das auch in modernen japanischen Musikstücken immer wieder zum Einsatz kommt.

shamisen
Auf diesem Holzschnitt von Kuniyoshi Utagawa nehmen drei Katzen Shamisen-Unterricht

Aufbau des Instruments

Der kleine, viereckige Klangkörper aus Holz war ursprünglich mit Schlangenhaut überzogen. Diese wurde aber für eine bessere Klangqualität durch Hunde- oder Katzenhaut ersetzt. Die synthetische Herstellung der Haut ist heutzutage zwar möglich, professionelle Shamisen-Spieler beharren jedoch auf der überlegenen Tonqualität von Katzenhaut, die nicht durch künstlich hergestelltes Material nachgeahmt werden könne.

Der Hals (sao 棹) ist etwa 88 cm lang und wird so in den Körper ( 胴) gesteckt, dass das Instrument zum Transport wieder auseinander genommen werden kann. Die drei Saiten (gen 弦) sind in der Regel aus Seide und werden an Wirbeln (itomaki 糸巻き) am oberen Halsende und einem geknoteten Seidenband (neo 根緒) am unteren Halsende über Hals und Körper des Instruments gelegt.

Gespannt werden die Saiten durch die Wirbel über zwei Stege. Der obere (kamikoma 上駒) ist unter dem Wirbelkasten (itogura 糸倉) angelegt, der untere (koma 駒) sitzt auf dem Klangkörper. Eine Besonderheit von Shamisen ist, dass nur zwei der drei Saiten auf dem oberen Steg liegen. Der für Shamisen typische schnarrende Klang stammt von der Saite, die neben dem Steg entlang geführt wird.

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Bei genauem Hinsehen erkennt man, dass die rechte Saite nicht auf dem Steg liegt.

Verschiedene Stile

In der Bauart von Shamisen kann man zwischen drei Hauptkategorien unterscheiden: Shamisen mit dünnem Hals (hosozao 細棹), mit mittel-dickem Hals (chūzao 中棹) und mit dickem Hals (futozao 太棹).

Außerdem unterscheidet man in der Spielart zwischen erzählender (katarimono 語り物) und liedhafter (utaimono 歌鋳物) Musik. Die Grenzen zwischen den beiden Arten verlaufen jedoch fließend, und sind im Genre Nagauta 長唄, der Begleitmusik bei Kabuki-Aufführungen, gänzlich vereint.

In der Shamisen-Musik gilt das Tsugaru-jamisen 津軽三味線 als besonders anerkannt. Der Name bezeichnet sowohl das Instrument, mit dem gespielt wird, als auch das Genre. Tsugaru-Instrumente haben einen dicken Hals. Die Musik ist beschwingt, bei Aufführungen auch oft improvisiert, und hat perkussive Eigenschaften.

Obwohl Shamisen im Vergleich zu anderen Zupfinstrumenten wenige Saiten haben, können durch aufwendige Spieltechniken bis zu fünf Töne gleichzeitig erzeugt werden. Shamisen-Musik kann ebenso beschaulich und atmosphärisch wie belebend und bunt sein. Vermischung von traditionellen und modernen Elementen, Einflüsse von Rock, und Cover von modernen Stücken erfreuen sich unter Profis wie Hobby-Spielern großer Beliebtheit.

[Video] Eine traditionelle Shamisen-Aufführung

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