Das Yamato-Schlachtschiff und der Untergang der japanischen Seemacht

Zehra Sagra
Zehra Sagra

Während des Zweiten Weltkrieges entwickelte Japan eine Reihe von Kriegsschiffen, welche dank ihrer enormen Größe, schweren Bewaffnung und starken Panzerung zu ihrer Zeit weltweit einmalig waren. Bis heute wird die Yamato mit Stolz in den Erinnerungen vieler Japaner:innen getragen.

Ein Modell des berühmten Schlachtschiffes Yamato im Yamato-Museum in Kure, Hiroshima im Maßstab 1:10.
Ein Modell des berühmten Schlachtschiffes Yamato im Yamato-Museum in Kure (Präfektur Hiroshima) im Maßstab 1:10. © Zehra Sagra

Die Yamato war das größte Schlachtschiff der Welt und wurde im Dezember 1941 im Kure Naval Arsenal, einer Fabrik, die direkt der Marine unterstellt war, im Geheimen gebaut. Sie galt als Höhepunkt der damaligen Ingenieurskunst. Am 7. April 1945 wurde sie jedoch auf dem Weg zu einem Spezialeinsatz in Okinawa von amerikanischen Flugzeugen angegriffen und versenkt, wobei 3.056 der 3.332 Besatzungsmitglieder ihr Leben verloren. Ihr Untergang und ihre Niederlage stehen symbolisch für das Ende der japanischen Marine.

Der Bau eines beispiellosen Schlachtschiffes

1937, ein Jahr nach dem Ablauf des Londoner Flottenvertrags, musste die Kaiserliche Japanische Marine dringend Schiffe bauen, die mit den neuen Schlachtschiffen der Vereinigten Staaten und der britischen Royal Navy konkurrieren konnten. Japan strebte die militärische Überlegenheit in Ostasien und im Pazifik an und suchte nach Lösungen zur Abschreckung potenzieller Gegner. Der Generalstab beauftragte deshalb die technische Abteilung der Marine mit dem Bau eines Großkampfschiffs mit 18-Zoll-Geschützen (46 cm) als Hauptgeschütze. Die A140-F6, das spätere Schlachtschiff der Yamato-Klasse, sollte diese Anforderung erfüllen.

Die Yamato-Klasse umfasste fünf Schlachtschiffe der Kaiserlichen Japanischen Marine, welche im Zweiten Weltkrieg aktiv waren. Von den fünf Flotten waren die Yamato und die Musashi die mächtigsten Schiffe und die einzigen, die im Pazifikkrieg ab 1940 eingesetzt wurden. Das dritte Schiff Shinano wurde zum Flugzeugträger umgebaut. Aufgrund des ungünstigen Kriegsverlaufes für Japan und der allgemeinen Materialknappheit konnten von den ursprünglich geplanten fünf Schiffen allerdings nur drei fertiggestellt werden.

Das japanische Schlachtschiff Yamato in der Endphase des Baus auf dem Marinestützpunkt Kure, Japan, 20. September 1941
Das japanische Schlachtschiff Yamato in der Endphase des Baus auf dem Marinestützpunkt Kure, 20. September 1941. © Wikipedia / Deta Chef (Public Domain)

Ein Schlüsselelement des Plans bestand darin, die tatsächliche Dimension der Schlachtschiffe absolut geheim zu halten. Da der Bau solcher gewaltigen Schiffe selbst jedoch nicht komplett verheimlicht werden konnte, wurde beschlossen, zumindest Informationen über technische Daten bestmöglich zu verbergen. Der Bau der Yamato begann 1937 auf der Marinewerft in Kure bei Hiroshima und dauerte vier Jahre.

Wenn Größe zur Schwachstelle wird

Die Yamato sollte mit ihren 263 Metern Länge und neun 46-cm-Hauptgeschützen in drei Drillingstürmen, sowie einer maximalen Wasserverdrängung von 72.800 Tonnen die Macht des Japanischen Imperiums gegenüber den Kontrahenten demonstrieren. Der Panzerschutz soll Granaten, die aus einer Entfernung von 20 bis 35 Kilometern abgefeuert wurden, standgehalten haben. Auf der anderen Seite machten die Größe sowie die schwere Panzerung und Bewaffnung das Schiff weniger manövrierfähig und erschwerten es, feindlichen Angriffen auszuweichen. Zudem standen die enormen Kosten und der komplizierte Bau, der mit gigantischem Aufwand verbunden war, in keinem Verhältnis zum militärischen Nutzen.

Kaiser Hirohito von Japan (vordere Reihe, Mitte) mit Offizieren der kaiserlichen japanischen Marine an Bord des Schlachtschiffs Musash
Kaiser Hirohito von Japan (vordere Reihe, Mitte) mit Marine-Offizieren der Marine an Bord der Musashi vor dem Marinestützpunkt Yokosuka bei der Rückkehr nach Japan, 24. Juni 1943. © Wikipedia / せたがやアバント (CC BY-SA 3.0)

Dies wurde insbesondere bei der Schlacht von Leyte im Oktober 1944 deutlich, bei dem Japan die amerikanische Rückeroberungskampagne der Philippinen stoppen wollte. Die Yamato konnte bei der Schlacht zwar ihre enorme Feuerkraft zur Schau stellen, jedoch zeigten sich auch die Schwierigkeiten beim Einsatz eines so großen und schwerfälligen Kriegsschiffes. Nach der Schlacht und dem Rückzug der Yamato verblieb die Flotte größtenteils im Hafen, bis sie schließlich auf ihrer letzten Mission, der “Operation Ten-ichi-gō” im April 1945 versenkt wurde. Durch die stetige Entwicklung der Technologie während des Krieges, erwies sich die Marineartillerie gegenüber den Bombenangriffen der Flugzeugträger im Kampf als schwach. Es wurde schnell klar, dass das Zeitalter der Schlachtschiffe zu Ende ging.

Die Flotten der Yamato-Klasse wurden letztlich zur Legende unter dem japanischen Volk. Trotz ihrer eher erfolglosen Teilhabe am Krieg förderten die Technologien, die beim Bau zum Einsatz kam, viele andere Bereiche, wie die Herstellung von Automobilen und Haushaltsgeräte, und unterstützte den Wiederaufbau Japans nach dem Krieg.

Andenken an die Yamato

Zur Erinnerung an diese Vergangenheit wurde das Yamato-Museum in der Stadt Kure errichtet. Neben originalen Fahrzeugen und Waffen aus dem Zweiten Weltkrieg enthält es auch einen maßstabsgetreuen Nachbau des berühmten Schlachtschiffs. Im Jahr 2016 führte Kure zudem eine Tauchuntersuchung durch, bei der die genaue Position der untergegangenen Yamato bestimmt, hochauflösende Fotos des aktuellen Zustands gemacht und die wichtigsten Teile vermessen wurden. Das Video dazu ist auf YouTube zu sehen:


Verwendete Creative Commons-Lizenzen: CC BY-SA 3.0

Kommentare

Diese Woche meistgelesen

Top Stories

Autoren gesucht

Lesen Sie hier, wie Sie Teil unseres Teams werden!