Die Idee, die hinter der sogenannten Goldenen Woche steckt – sie beginnt am 29. April mit dem Shōwa-Tag und endet am 5. Mai mit dem Tag des Kindes – ist sicherlich gut gemeint: Wenn die japanischen Arbeiter aufgrund der Arbeitsverhältnisse ihren wohlverdienten Urlaub nicht in Anspruch nehmen, muss man die Firmen und Institutionen eben dazu zwingen, Urlaub zu machen: Das erreicht man mit vier Feiertagen in einer Woche, wobei drei Feiertage am Stück stattfinden. Konsequenterweise nehmen viele Arbeitnehmer zu dieser Zeit Brückentage, um “die Woche vollzumachen”. Eine Umfrage vor der Goldenen Woche 2025 ergab, dass 62,5 % der Befragten vier oder weniger Tage am Stück frei haben – knapp 8 % haben 5-6 Tage und rund 11 % mehr als 6 Tage am Stück frei.[1] Das Problem an der Sache ist jedoch, dass die Goldene Woche für das gesamte Land gilt: Fast alle Japaner haben dann frei.
Reisen oder Rückzug? Japans Feiertagsdilemma
In der Vergangenheit bedeutete dies, dass fast ganz Japan ausflog: Wenn möglich ins Ausland, zumindest aber irgendwo ins Inland. Doch die Zeiten ändern sich: Im Jahr 2025 gaben knapp 70 % an, die Goldene Woche zu Hause zu verbringen – nur 30 % gaben an, zu verreisen.[2] Etwas traurig sieht die Statistik bei den Reisezielen aus: Lediglich 0.5% gaben 2025 an, zur Goldenen Woche ins Ausland zu verreisen.[3] Doch das ist nicht verwunderlich, denn aufgrund des schwachen Yens sind Flugtickets und Auslandsreisen im Allgemeinen sehr teuer geworden. Deshalb bleiben die meisten Reisewilligen lieber im Land, doch dort ist es fast überall überfüllt – vor allem Themenparks, aber auch Museen, bekannte Parks und Restaurants sind brechend voll. Logischerweise ziehen auch die Preise an: Flugtickets werden ebenso teurer wie beliebte Hotels. Selbst manche Sehenswürdigkeiten haben eigene Preise für die Goldene Woche. Und selbstverständlich ist diese Zeit auch bekannt für dutzende Kilometer lange Staus und überfüllte Züge. Mit anderen Worten: Erholung sieht anders aus. Und dennoch: Millionen machen sich trotz aller widrigen Umstände auf die Spur. In Japan gibt es drei wichtige Urlaubszeiten – die Goldene Woche Ende April/Anfang Mai, O-bon in der Mitte des Augusts sowie die Neujahrsfeiertage. Die letzten beiden Reisezeiten werden im Normalfall der Familie gewidmet – man fährt, sofern vorhanden, in die alte Heimat und verbringt die Zeit mit den Großeltern und anderen Verwandten. Einzig die Goldene Woche erlaubt andere Unternehmungen, und da viele Japaner außerhalb dieser Reisezeiten keinen Urlaub nehmen können (oder wollen), muss es die Goldene Woche sein.
Der wahre Stress in der Goldenen Woche ist Familien mit Kindern vorbehalten – die wollen natürlich bespaßt werden, und viele für Kinder attraktive Orte bieten besondere Veranstaltungen an. Wer nicht mit Kindern unterwegs ist, hat da eine weitaus größere Auswahl, was die Ausflugsziele anbelangt. Viele genießen es auch einfach, in der Stadt zu bleiben, denn zur Goldenen Wochen sind dort wesentlich weniger Menschen unterwegs als üblich – auch die Bahnen sind, egal ob werktags oder an den offiziellen Feiertagen – spürbar leerer.
Siehe hier:
[1] https://prtimes.jp/main/html/rd/p/000000222.000008125.html
[2] https://topics.smt.docomo.ne.jp/article/womanapps/trend/womanapps-20250424-18069
[3] https://prtimes.jp/main/html/rd/p/000000222.000008125.html
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