Ein Rundgang der Innovationen: Die Exponate des Deutschen Pavillons

Zehra Sagra
Zehra Sagra

Seit rund einem Monat läuft die Osaka Expo 2025 und ermöglicht seinen BesucherInnen Einblicke in die Technologie von Heute. Auf dieser internationalen Weltausstellung ist auch Deutschland mit seinen Innovationen zum Leitthema „Designing Future Society For Our Lives“ präsent.

Mit dem Circular vor dem Eingang des Deutschen Pavilons. © Zehra Sagra

Im Deutschen Pavillon dreht sich alles um die Zirkularität: Unter dem Motto „Wa!Germany“ wird das Thema der Kreislaufwirtschaft erlebbar gemacht, welches sich durch alle Exponate zieht. Der Begriff „Wa“ hat im Japanischen gleich drei Bedeutungen: Es steht für Harmonie, etwa zwischen Natur und Technologie, für den Ausruf „Wow!“ als Ausdruck von Staunen und für den Kreis, das Symbol zirkulären Denkens. Begleitet werden BesucherInnen von den Circulars – nach dem niedlichen Maskottchen des Pavillons – die als interaktive Audioguides fungieren. In den Sprachen Deutsch, Englisch und Japanisch vermitteln sie komplexe Inhalte auf eine spielerische und unterhaltsame Art ganz unter dem Konzept des Edutainments (Education + Entertainment).

Circular Living

Der erste Raum der Ausstellung – das Circular Living. © German Expo Pavilion / Hotaka Matsumara.

Die größte Inspiration für die Kreislaufwirtschaft ist die Natur selbst: In ihr wird alles recycelt und wiederverwendet. Jedoch entsteht durch menschliche Aktivitäten wie die Verbrennung fossiler Brennstoffe oder Entwaldung zu viel Co2 in der Atmosphäre, weshalb der Kreislauf sein Gleichgewicht verliert und die globale Erwärmung beschleunigt wird. Mit dem gleichzeitigen Trend von Megacitys stellt sich die Frage: Wie können Urbanität und Natur im Einklang existieren? BesucherInnen haben im ersten Raum, dem Circular Living, die Möglichkeit anhand einer Traummaschine aus verschiedenen zirkulären Konzepten ihre eigene Stadt zu kreieren. Nachdem jeder seine eigene ideale Stadt entwickelt hat, werden die drei meist gewählten Konzepte herausgefiltert und zu einer einzigen riesigen zirkulären Stadt generiert, die sich auf allen sieben Bildschirmen ausbreitet. Dieses immersive Erlebnis soll von Anfang an Mut zur Hoffnung auf eine grünere Zukunft machen.

Circular Economy

Im Übergang zum nächsten Raum passieren BesucherInnen eine Grafik, in welche zirkuläre Konzepte aus allen Bundesländern Deutschlands eingebettet sind, die beliebig mit dem Circular angehört werden können. In Deutschland arbeiten nämlich kluge Köpfe zusammen und vernetzen sich international um den Traum einer zirkulären Wirtschaft in die Realität umzusetzen.

Yumeshima Expo-GeländeExpo 2025: Überblick über die Weltausstellung in ŌsakaIm Jahre 1970 schrieb Ōsaka Geschichte, als es Gastgeber der ersten Expo in Asien überhaupt wurde – 55 Jahre später lädt die westjapanische...17.06.2024

Im Raum Circular Economy fällt der Blick sofort auf ein beeindruckendes Mobilé, das in galaktischen Farben von der Decke schwebt. Es zeigt ausgewählte zirkuläre Technologien und Innovationen aus Deutschland. Am Medientisch werden schließlich 60 deutsche Produkte aus den Branchen Bauwesen, Mobilität, Chemie, Lebensmittel Körperpflege und Lifestyle im Detail vorgestellt. Mein persönlicher Favorit ist Formo, ein Unternehmen aus Berlin und Frankfurt, welche tierfreie Käsesorten durch Präzisionsfermentierung herstellt – ein Verfahren, dass enorm viel Wasser und Land spart und Co2 Emissionen reduziert.

Im Circular Economy wird eine Vielzahl an Produkten und Innovationen aus Deutschland vorgestellt. © German Expo Pavilion / Hotaka Matsumara.

Circular Me

Auf dem Weg zum nächsten Raum wird anhand einer weiteren Grafik alles zur Energiewende Deutschlands und sein Ziel bis 2035 vollständig auf erneuerbare Energie umzusteigen, vorgestellt. Unter diesen Visionen befindet sich unteranderem die Coradia iLinit: ein abgasfreier Wasserstoffzug, welcher statt eines Dieselaggregats durch eine Brennstoffzelle elektrische Energie produziert, bei dem die einzigen Emissionen Wasserdampf und Wasser sind.

Von unternehmerischer auf individuelle Ebene: Auf einer breiten, sich drehenden Platte mit Sofas und einem 360° Bildschirm, möchte der Pavillon die BesucherInnen mithilfe eines Kurzfilmes zum Denken zu ihrer eigenen Position in der Gesellschaft und zum zirkulären Handeln anregen. Über ihren Köpfen befindet sich ein großer Spiegel, um nicht nur den Film, sondern auch sich selbst zu reflektieren. Schließlich können die Gäste mit den an den Wänden integrierten Tabletts ihre eigenen Circulars erstellen, welche am Ende des Filmes auf dem Bildschirm auftauchen – sinnbildlich für das eigene zirkuläre Ich.

Im Circular Me wird ein Kurzfilm auf einem 360° Bildschirm abgespielt. © German Expo Pavilion / Hotaka Matsumara

Biosphäre

Was zu Beginn der Ausstellung als Vision einer zirkulären Gesellschaft vorgestellt wurde, findet im letzten Raum greifbare Umsetzung: die Biosphäre. Hier zeigen sechs interaktive Exponate, wie Deutschland konkrete Lösungen in den Bereichen Bauwesen, Architektur, Energie, Nahrung, Mode und Landwirtschaft entwickelt. Bildung und Unterhaltung gehen dabei Hand in Hand – ein inspirierender Blick auf eine nachhaltige Zukunft.

Am Fashion-Wheel wird zirkuläre und umweltschonende Kleidung vorgestellt, welche durch das Posieren vor der Kamera virtuell getragen werden können. Der Flipperautomat vermittelt interaktiv die Wasserstoffgesellschaft und das Circular Farming macht spielerisch auf das Laserzentrum in Hannover aufmerksam, welches Unkraut ohne den Einsatz von Chemie vernichtet. Am Cubes Circle, einem Projekt aus Berlin, welche sich mit der Herausforderung einer verbundenen Nahrungsmittelproduktion auseinandersetzt, wird ein künstliches Ökosystem geschaffen, bei dem Fische, Tomaten und Larven sich gegenseitig ernähren. Das Urban Mining legt seinen Fokus auf die Wiederverwendung von Ressourcen im Bauwesen während das Circular Building den Deutschen Pavillon selbst als Exponat präsentiert, denn er ist ein Beispiel für gelebte Nachhaltigkeit: Er besteht aus umweltfreundlichen Materialien, von denen 90 Prozent nach der Expo wiederverwendet werden.

Nachdem die BesucherInnen fertig mit ihrem Rundgang sind, müssen sie sich von ihren kleinen Freunden verabschieden. Vor dem Ausgang kehren die Circulars über eine Regenbogenrutsche scheinbar zu ihren Freunden zurück. In Wirklichkeit rollen sie durch eine celevere Waschanlage, werden schließlich getrocknet und wieder ausgegeben.

Spielerisch die zirkuläre Welt Deutschlands von Heute in der Biosphäre kennenlernen. © German Expo Pavilion / Hotaka Matsumara.

Garten der Bundesländer und Musik

Die grüne Vielfalt des Pavillons setzt sich im Garten mit farbenprächtigen Blumen fort – Leihgaben der Ryokoku-Baumschule, die nach der Expo zurückgegeben werden. Zudem wird Deutschlands Diversität durch seine Bundesländerstationen mit ihren zirkulären Projekten präsentiert. An den Soundstationen erinnern Klänge an die Expo 1970 mit einem Werk von Karlheinz Stockhausen und Klangaufnahmen aus dem Diepholzer Moor zur akustischen Erforschung der Landwirtschaft.

Zum Abschluss lädt die Showbühne dazu ein, den Besuch auf unterhaltsame Weise ausklingen zu lassen. Das abwechslungsreiche Programm reicht von interaktiven Deutschland-Quizzen und Karaoke bis hin zu Auftritten professioneller Musikensembles. Mit dem Verlassen des Pavillons schließt sich der Kreis – und vielleicht beginnt genau hier ein neuer, zirkulärer Gedanke.

Im Garten der Bundesländer und der Musik. © German Expo Pavilion / Hotaka Matsumara.

Kommentare

Diese Woche meistgelesen

Top Stories

Autoren gesucht

Lesen Sie hier, wie Sie Teil unseres Teams werden!