Japan Travel Photographers Association: Ise Jingū und der Shintō

Im heiligen Ise Jingū zeigt sich der Shintō in seiner ursprünglichsten Form: als gelebte Verbindung zwischen Mensch, Natur und Gemeinschaft. Der Schrein für die Sonnengöttin Amaterasu ist ein Ort der Reinigung, der Dankbarkeit und eine Erinnerung an Japans spirituelle Wurzeln.

Die Windhi-no-miya-Brücke führt zu einem der Nebenschreine im Wald. © Tsuji / JTPA

Der Ise Jingū in der Präfektur Mie gilt als der heiligste Shintō-Schrein Japans. Er ist Amaterasu Ōmikami gewidmet, der Sonnengöttin und mythischen Ahnherrin des japanischen Kaiserhauses. Für viele Menschen ist ein Besuch in Ise kein gewöhnlicher Schreinbesuch, sondern eine Annäherung an die spirituelle Mitte des Landes. Der Weg zum Inneren Schrein führt über die Uji-Brücke, die sinnbildlich eine Schwelle zwischen Alltag und Heiligkeit markiert. Dahinter beginnt ein weitläufiges Areal aus Wald, Kieswegen und heiligen Gebäuden. Ein Raum, der die Verbindung von Natur und Spiritualität erlebbar macht.

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Die Uji-Brücke markiert den Übergang vom Alltag in den heiligen Raum des Ise Jingū. © Tsuji / JTPA
Besucher nähern sich dem Hauptschrein (Shōgū), vorbei am Kagura-Haus. © Tsuji / JTPA
Jahrhundertealte Bäume prägen die besondere Atmosphäre des Schreingeländes. © Tsuji / JTPA

Shintō: Eine Lebensweise statt einer Dogmatik

Der Shintō wird im Ausland häufig als Religion beschrieben. Doch in Japan verstehen viele Menschen ihn eher als Haltung und Lebenspraxis. Es geht weniger um Glaube im dogmatischen Sinn, als um Respekt, Dankbarkeit und Reinheit. Schreinbesuche dienen dazu, sich zu besinnen, sich zu reinigen und die eigene Verbindung zur Gemeinschaft und zur Natur zu stärken. Feste wie Hatsumōde (der erste Schreinbesuch des Jahres), lokale Matsuri oder das Miyamairi nach der Geburt sind Teil des Alltags. Ausdruck einer traditionellen Spiritualität, die ohne heilige Schrift, fixe Dogmen oder Missionierung auskommt. Stattdessen steht die Harmonie zwischen Mensch und Umwelt im Mittelpunkt.

Die Treppen zum Hauptschrein führen in einen Bereich, der nur mit Respekt betreten wird. © Tsuji / JTPA
Sonnenstrahlen im heiligen Wald. Ein Moment, der die Naturverbundenheit des Shintō spürbar macht. © Tsuji / JTPA

Der heilige Wald von Ise

Der Wald rund um Ise Jingū ist ein zentraler Bestandteil der Anlage. Die Bäume, von denen viele mehrere hundert Jahre alt sind, stehen sinnbildlich für Kontinuität und Erneuerung. Der Glaube, dass in der Natur kami – „Gottheiten“ oder spirituelle Kräfte – wohnen, prägt den Umgang mit diesem Ort. Durch die hohen Bäume fällt das Licht oft in schmalen, fast ätherischen Strahlen auf Wege und Brücken. Diese besondere Atmosphäre lässt viele Besucher innehalten. Ein Moment, der verdeutlicht, warum Shintō als eng mit der Natur verwoben gilt.

Licht fällt in den Bereich des Kagura-Hauses, in dem heilige Tänze dargebracht werden. © Tsuji / JTPA
Der Wald von Ise gilt selbst als Wohnort der kami. © Tsuji / JTPA
Die Kieswege vermitteln eine Stille, die den Ort einzigartig macht. © Tsuji / JTPA

Reinigung am Isuzu-gawa

Eine der schönsten Stellen innerhalb des Ise Jingū ist der Isuzu-gawa, ein klarer Fluss, in dem sich Besucher traditionell reinigen. Das Wasser gilt als heilig und symbolisiert die Rückkehr zu einem Zustand der Reinheit, bevor man den innersten Bereich des Schreins betritt. Diese einfache Handlung fasst die Essenz des Shintō zusammen: ein bewusstes Innehalten, ein Loslassen des Alltags und das Gefühl von Verbundenheit.

Am Isuzu-gawa reinigen sich Besucher, bevor sie zum Schrein hinaufgehen. © Tsuji / JTPA

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