Als Guide im Deutschen Pavillon möchte ich meinen Einstieg in die einzigartige Weltausstellung mit den Leser:innen teilen: Unter dem Motto Wa!Germany stellt der Deutsche Pavillon seine Innovationen und Technologien rund um das Thema der Zirkularität vor. Das Ziel ist es, den Besucher:innen das Konzept der Kreislaufwirtschaft durch interaktive und spielerische Art näher zu bringen und zum Nachdenken anzuregen. Betreut wird der Pavillon unter anderem von 72 Guides, welche die Besucher:innen bei ihrer Reise durch die Ausstellung für Rückfragen oder angemeldete Führungen in 14 verschiedenen Sprachen zur Verfügung stehen.
Ankunft in Japan und Behausung
Am Flughafen von Helsinki trafen sich Guides aus den verschiedenen Bundesländern Deutschlands das erste Mal persönlich. Das Team besteht aus vielen (ehemaligen) Japanologen, aber auch Personen aus diversen anderen Fachbereichen, die ein generelles Interesse an Japan haben. Rund 80 % von Ihnen sprechen fließend Japanisch und haben bereits für eine längere Zeit im Inselstaat gelebt. Von Helsinki ging es dann weiter nach Ōsaka – die zweitgrößte Stadt Japans und zum zweiten Mal Veranstalter der Weltausstellung. Bei Ankunft wurde das deutsche Team abgeholt und per Bustransfer zu den Unterkünften gebracht. Bereits am Flughafen begrüßt eine riesige Figur von Myaku-Myaku, dem offiziellen Maskottchen der Osaka Expo, die Neuankömmlinge und wirbt für die Ausstellung. Vor allem in der Innenstadt kommt man nicht an dem skurrilen Charakter vorbei; sei es auf Werbeplakaten oder Gullideckeln, die Vorfreude auf die Expo schmückt die Stadt in seinen drei Farben: Blau, Rot und Weiß.
Wir sind in zwei Apartmenthäusern im Herzen der Stadt untergebracht. In unseren Ein-Zimmer-Apartments richteten wir uns für die nächsten sechs Monate voller Aufregung ein.

Schulung an der Ritsumeikan-Universität

Nur wenige Tage nach der Ankunft begann auch schon die ausführliche Schulung: Im Vorlesungsraum der Ritsumeikan-Universität stellte sich zunächst das riesige Team des Deutschen Pavillons vor. Dieses hat seit mehreren Jahren von den architektonischen Entwürfen bis hin zur Konzeption des Mottos und der Exponate mühsam an dem riesigen Projekt gearbeitet. Anschließend wurde die Geschichte der Expo, die ihre Anfänge 1851 in London hat, und die des Deutschen Pavillons ausgeführt. Auch Landeskunde und die Deutsch-Japanischen Beziehungen wurden uns ausführlich vermittelt. Schließlich wurden erste wichtige Grundlagen der Ausstellungsstücke und ihre Inhalte vorgestellt. Für viele Guides schien diese Fülle an neuen Informationen erst einmal erschlagend, doch schafften sie es, diese in den nächsten Wochen durch die Auseinandersetzung mit den realen Exponaten schnell zu verinnerlichen.
Katastrophenvorsorge

Japans Natur ist wunderschön; sie ist aber auch geprägt von Katastrophen. Von kaum spürbaren bis hin zu starken Erschütterungen ist der Archipel jährlich von hunderten Erdbeben betroffen. Die japanische Regierung warnte bereits vor einem „Megabeben“ im Nankai-Tiefseegraben, welcher in den nächsten Jahrzehnten ein Erdbeben der Stärke 8 oder 9 auslösen und Hunderttausenden das Leben kosten könnte. Um für den Ernstfall vorbereitet zu sein, besuchten wir das Ōsaka City Abeno Disaster Prevention Center, wo wir Verhaltensrichtlinien im Falle eines Erdbebens oder eines Brandes lernten. Insbesondere für Deutsche, die der Gefahr von Erdbeben eher nicht ausgesetzt sind, war die Simulation des Nankai-Erdbebens auf einer stark rüttelnden Platte eine Konfrontation mit der erschreckenden Realität.
Test-Run und Eröffnung

Eine Woche vor dem offiziellen Beginn der Expo wurde ein dreitägiger Test-Run durchgeführt, für den externe Besucher:innen erstmals das Gelände betreten und sich einige Pavillons anschauen konnten. Auch der Deutsche Pavillon öffnete seine Türen für einen Tag und hieß zum ersten Mal Gäste willkommen. Für die Guides war der Probedurchlauf eine riesige Herausforderung, bei der die zuvor gelernte Theorie nun in die Praxis umgesetzt werden musste. Die Begeisterung der Gäste an der Ausstellung war dabei für viele definitiv eine Energiequelle und schaffte eine aufheiternde Atmosphäre, in welche sie sich rasch einlebten. Die Früchte der Schulung waren deutlich zu erkennen.
Seit der Eröffnung der Expo am 13. April sind die Guides nun durch ihre einheitlichen Uniformen mit der Aufschrift Wa!Germany zu erkennen und bereit, dem Pavillon Leben einzuhauchen und den Gästen einen unvergesslichen Tag zu bescheren.
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