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2020 – Das bringt das neue Jahr in Japan

Matthias Reich
Matthias Reich

Nun da alle Reiskuchen gegessen und alle Glocken 108 Mal geläutet wurden, kann das neue Jahr also beginnen. Und dieses Jahr hält ein unbestrittenes Highlight parat, auf das viele schon seit Jahren hingefiebert haben.

Ansicht Tokyo von oben

Sieben Jahre ist es nun her, dass Tōkyō den Zuschlag für die (erneute) Ausrichtung der Olympischen Sommerspiele erhielt – für viele ist es beinahe so, als ob dies erst gestern geschah. Und in diesen sieben Jahren hielt das Großereignis die Medien in Trab. Natürlich gab es dabei ein paar Skandälchen, zum Beispiel um ein abgekupfertes Maskottchen oder ein viel zu teures Stadion, doch man steckt nun in den letzten Vorbereitungen, und die Spiele können kommen. Den Start macht dabei der olympische Fackellauf, der am 26. März in der von natur- und hausgemachten Katastrophen gebeutelten Präfektur Fukushima. Die offizielle Spieleröffnung ist am 24. Juli – ab dann werden gut 11.000 Athleten aus 206 Ländern in 339 Veranstaltungen gegeneinander antreten. Die Spiele dauern bis zum 9. August, gefolgt von den Paralympischen Spielen (25. August bis 6. September, 4.400 Teilnehmer). Für Japanreisende sind diese Daten in diesem Jahr enorm wichtig, denn man kann davon ausgehen, dass die Flugpreise in dieser Zeit weit über dem Durchschnitt liegen werden – von der Verfügbarkeit von Hotelzimmern in und um Tōkyō mal ganz zu schweigen.

Viele Änderungen zum neuen Jahr

Doch es geschieht noch mehr im Jahr 2020. Im Januar werden zum letzten Mal die berühmt-berüchtigten “Center Exams”, die Eintrittsprüfungen für Universitäten, abgehalten. 2021 sollen diese durch die “Lernleistungstests für Hochschulaspiranten” (vorläufiger Titel) ersetzt werden. Diese Tests sollen ausführlicher sein – so will man zum Beispiel im Fach Englisch nicht nur Vokabeln und Grammatik nach dem Multiple Choice-Verfahren abfragen, sondern auch das Sprechen und Hörverständnis testen. Und da herrscht momentan noch großes Chaos, denn man ist sich nicht einig, wie man das bewerkstelligen will. Die Leidtragenden sind diejenigen, die 2021 gedenken, sich zu immatrikulieren – sie wissen nämlich noch nicht, was sie eigentlich wie lernen sollen.

Für das Frühjahr 2020 ist der Beginn des 5G-Mobilfunkstandards durch den Telekommunikationsgiganten Docomo geplant – allerdings vorerst nur für Geschäftskunden. Der Starttermin ist kein Zufall – das Netz soll bis zu den Olympischen Spielen stehen und benutzbar sein.

Ebenfalls im Frühjahr, am 15. April, eröffnet Tokyo Disneyland (mit 18 Millionen Besuchern pro Jahr der drittgrößte Themenpark der Welt) einen ganz neuen Komplex, der der Schönen, dem Biest und anderen Märchenkreaturen gelten soll. Dazu gehören ein neues Märchenschloss sowie eine Bergkulisse, die einen wirklich ins Hochgebirge versetzt. Tokyo Disneyland (der eigentlich nicht mal in Tokyo liegt) ist nach wie vor enorm beliebt in Japan – bei Jung und Alt.

Naturlandschaft in Japan

Bier-Gleichstellung und Punktekarten

Am 21. Juni kann sich das ganze Land auf eine partielle Sonnenfinsternis freuen, und im September auf die Einführung von “Maina”-Punkten beim Bezahlen mit der sogenannten “My Number”-Karte, einer von der Regierung herausgegebenen Chipkarte. “Maina” liest man allerdings schnell fälschlicherweise wie “mainasu” (Minus), weshalb jetzt schon viele grübeln, wofür es denn Minuspunkte geben soll. Fakt ist, dass es in Japan bereits jetzt schon so viele Punktesysteme und Cashbackprogramme (d-point, T-Card, Cashless usw.) gibt, dass kaum noch einer einen Überblick hat.

Aktuellen Plänen zufolge soll der Oktober 2020 gute Nachrichten für Bierliebhaber mit sich bringen. Momentan gibt es nämlich aus Steuergründen drei Sorten der Gerstenkaltschale: Bier, dann sogenannter “Sprudelalkohol” (Happoshu) und am untersten Ende der Vertretbarkeit drittklassiges Bier. Diese Sorten werden mit 34%, 28% und 19% unterschiedlich stark besteuert. Das ist natürlich blanker Unsinn und führt letztendlich nur dazu, dass die Mehrheit knurrend auf drittklassiges Bier zurückgreift. Ab Oktober soll die Steuer für “richtiges Bier” stufenweise abgesenkt, die Steuer für die Ersatzgetränke hingegen angehoben werden, was logischerweise dazu führen wird, dass die Ersatzgetränke vom Markt verschwinden. Prost!

Neues Shibuya und alte Politik

Ebenfalls im Jahr 2020 stehen zahlreiche weitere Veränderungen rund um den beliebten Bahnhof Shibuya an. Der sieht bereits jetzt völlig anders als vor zehn Jahren aus und ist ein städtebauliches Meisterwerk, wenn man die Menschenmassen bedenkt – und die Tatsache, dass unter dem Bahnhof ein Fluss verläuft, der bei Taifunen und dergleichen ordentlich Wasser mit sich führt – ohne irgendetwas zu überschwemmen. Nicht nur Japanneulingen, sondern auch Japanveteranen kann ich nur empfehlen, am Bahnhof Shibuya vorbeizuschauen, wann immer sich Gelegenheit dazu bietet.

Politisch dürfte wohl auch 2020 nicht allzu viel geschehen, denn eine Oppositionspartei, ganz zu schweigen ein einzelner Oppositionspolitiker, der der Regierung gefährlich werden könnte, ist absolut nicht in Sicht. Außenpolitisch kann man jedoch für 2020 nur hoffen, dass sich die Beziehungen zu Südkorea verbessern – das Hickhack im Jahr 2019 bringt nämlich nur Verlierer hervor.

In diesem Sinne – auf ein erfolgreiches Jahr 2020!

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