Shimabara – Nagasakis geschichtsträchtige Halbinsel

von Annemarie Günzel-Taguchi
Die Burgstadt Shimabara bietet traumhafte Ausblicke aufs Meer. © Watanos / Photo AC

Die Halbinsel Shimabara und die gleichnamige Stadt östlich der Stadt Nagasaki ist aufgrund ihrer zahlreichen heißen Quellen und Wanderpfade ein Touristenmagnet. Die Geschichte der Region ist außerdem berühmt-berüchtigt für die Verfolgung japanischer Katholiken im 17. Jahrhundert. Wir stellen die bekanntesten Sehenswürdigkeiten vor.

Über die Jahrhunderte hinweg wurde die Halbinsel Shimabara (Präfektur Nagasaki) regelmäßig sowohl von Naturgewalten als auch menschlicher Gewalt erschüttert. Nichtsdestotrotz, oder vielleicht gerade deswegen, übt Shimabara bis heute einen Reiz auf Touristen aus, die von innerhalb Japans sowie aus dem Ausland anreisen, um sich in den heißen Bädern zu erholen und mehr über Shimabaras Geschichte zu lernen.

Explosive Natur: Der Unzen-Vulkan

Der Unzen-Vulkan erhebt sich bedrohlich und majestätisch zugleich über die Halbinsel. © Official website of Hydrographic and Oceanographic Department, Japan Coast Guard (JHOD)

Nahe des Zentrums der Halbinsel und in der Nähe der Stadt Shimabara liegt der Unzen-Vulkan (Unzen-dake). Genauer gesagt handelt es sich beim Unzen um eine Vulkangruppe, deren höchster Punkt 1483 Meter über dem Meeresspiegel liegt. Der Unzen gilt als aktiv, seitdem er im Jahr 1990 nach einer 197-jährigen Ruhepause erneut ausbrach. Bis zum Jahr 1996 forderten pyroklastische Ströme als Folge von Eruptionen fast fünfzig Todesopfer.

Trotzdem ist der Unzen heute ein beliebter Urlaubsort. Eine populäre Wanderstrecke führt zum Gipfel des Fugen-dake, dem höchsten Punkt, den man auf dem Unzen erklettern darf, mit einer Gipfelhöhe von 1359 Meter. Weiter unten am Hang befindet sich außerdem das Heisei Shinzan Nature Center. Das kleine Museum informiert über den Vulkan, die Zerstörungen, die er im Laufe der Jahrhunderte angerichtet hat sowie über die Vorkehrungen, um weitere Katastrophen zu verhindern. Auch wenn der Vulkan für viele Zerstörungen steht, verdankt die Region ihm jedoch auch ihre berühmten Onsen, allen voran das Unzen Onsen, auch Unzen Jigoku (Unzen-Hölle) genannt.

Unzen Onsen: Die Hölle auf Erden

Wortwörtlicher Hotspot von Shimabara: Unzen jigoku (Unzen-Hölle) © Chris73 / Wikimedia Commons (CC BY-SA 3.0)

Das Unzen Onsen befindet sich im Unzen-Nationalpark, der 1934 zu Japans erstem Nationalpark erklärt wurde. Seitdem ist es ein beliebter Erholungsort für Touristen aus ganz Japan und dem Ausland. Um die dreißig geothermale Pumpen bringen das Wasser an die Oberfläche und versorgen damit die Bäder der umliegenden Hotels. Der Schwefelgeruch und Dampf, der durch die Luft wabert, haben dem Ort seinen Spitznamen jigoku (Hölle) verliehen. Über gepflasterte Wege können Besucherinnen und Besucher direkt durch die Quellen und ihre Nebelschwaden laufen. Eine kulinarische Spezialität von Unzen sind Unzen Jigoku Onsen Tamago, mit dem Dampf des Onsen gedämpfte Eier. Im Gegensatz zu normalen Onsen Tamago haben diese Eier einen besonderen, leicht schwefeligen Beigeschmack.

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Das kochend heiße Wasser von Unzen Jigoku wurde in der Vergangenheit jedoch nicht nur zum Heilen benutzt, sondern auch, um japanische Christen im frühen 17. Jahrhundert – zu einer Zeit, als das Christentum in ganz Japan verboten war – zu foltern. In den Jahren 1627 bis 1631 wurden 33 Fälle von auf diese Weise ermordeten Christen dokumentiert. An ihr Schicksal erinnert heute eine Steintafel. In Verbindung mit der Christenverfolgung in Shimabara stehen noch weitere Orte auf der Halbinsel, darunter auch die Burgen Shimabara und Hara.

Die Burg Shimabara: Bewahrerin der Geschichte

Für das Herrschaftsgebiet des Matsukura-Klans ist die Burg Shimabara ungewöhnlich groß. © Soramimi / Wikimedia Commons (CC BY-SA 4.0)

Die Burg Shimabara wurde in der frühen Edo-Zeit zwischen 1618-1623 während der Herrschaft des Feldherrn Matsukura Shigemasa erbaut. Er war berüchtigt dafür, hohe Steuern zu erheben und japanische Christen auf brutale Weise im heißen Onsen-Wasser zu ermorden. Sein Sohn Matsukura Katsuie führte sein blutiges Erbe fort und seine grausame Politik löste 1637 schließlich die Shimabara-Rebellion aus. Die Rebellion war ein Aufstand lokaler Bauern gegen die hohen Steuern, wegen derer die Bevölkerung dem Hungertod nahe war. Trotz anfänglicher Erfolge der Rebellen wurde der Aufstand 1638 mit Hilfe von Truppen des Shogunats schließlich blutig niedergeschlagen.

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Auch für Katsuie ging die Sache nicht gut aus: Das Shogunat köpfte ihn zur Strafe für seine Verfehlungen. Die Tatsache, dass viele der Rebellen katholisch waren, wurde anschließend vom Shogunat als Rechtfertigung genutzt, die restlichen Portugiesen des Landes zu verweisen, da sie das Christentum ursprünglich nach Japan gebracht hatten. Japanische Christen wurden so in den Untergrund getrieben, doch ihr Glauben überlebte im Geheimen. Über die Geschichte der Shimabara-Rebellion und der „verborgenen Christen“ (kakure kirishitan) informiert die Dauerausstellung der 1964 neu erbauten Burg Shimabara.

Verborgene christliche Stätten in Nagasaki: Die Burg Hara

Die Natur hat den Ort zurückerobert: Ruinen der Burg Hara. © Chris73 / Wikimedia Commons (CC BY-SA 3.0)

Die Burg Hara war eine Burg in der damaligen Provinz Hizen (heute Minamishimabara). Sie wurde während der Shimabara-Rebellion von den Rebellen belagert. Heute existieren nur noch Ruinen. Im Jahr 2018 wurde die Burg als eine von zwölf Stätten der verborgenen Christen in der Region Nagasaki im UNESCO-Weltkulturerbe registriert.

Anfahrt

Die Stadt Shimabara ist sowohl mit dem Auto als auch von den Bahnhöfen Hakata in Fukuoka sowie Kumamoto in der gleichnamigen Präfektur gut erreichbar. Details zur Anfahrt können Sie der Webseite der Stadt Shimabara entnehmen (auf Englisch).

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Verwendete Creative Commons-Lizenzen:

CC BY-SA 3.0

CC BY-SA 4.0

 

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