Survival Japanisch: passende Ausdrücke für den Notfall

von Aya Puster
© Akizoku (Photo-AC)

Bei einer Japanreise sollte man unbedingt auf den Fall vorbereitet sein, in eine Naturkatastrophe oder andere gefährliche Situation zu geraten. Wenn Sie sich die hier vorgestellten Kanji, Ausdrücke und Tipps für den Notfall merken, können Sie sich direkt sicherer fühlen.

Liebe Japanreisende, Japan hat wunderschöne Landschaften, die durch seine geographischen und klimatischen Eigenschaften gebildet wurden. Diese verursachen aber auch Unheil. In Japan zu leben bedeutet, dass man stets gefordert ist, sich mit Naturereignissen zu arrangieren.

Zahlreiche Reiseführer geben Japanbesuchern Reisetipps und einfache Konversationshilfen, aber kaum einer vermittelt Überlebens-know-hows bei eventuellen Naturkatastrophen. Ich frage mich immer, warum Japanisch-Lehrbücher keine gefahrbezogenen, lebenswichtigen Kanji-Zeichen lehren. Vielleicht wegen kotodama, jenes Glaubens, dass ein gesprochenes Wort Wirklichkeit werden könnte – der Grund, weshalb man bei Hochzeiten Worte wie kiru (abschneiden) oder saru (trennen) und
bei Beerdigungen Begriffe wie kurikaesu (sich wiederholen) als imikotoba (Tabu-Worte) vermeidet?

Die alte Lebensweisheit lehrt uns jedoch, dass man bei jeder Planung den „Worst Case“ in Betracht ziehen und stets Gegenmaßnahmen vorbereitet haben sollte, um das Schlimmste zu vermeiden. Daher packen wir gleich den Ochsen bei den Hörnern, wie der alte Spruch sagt.

Zuerst merken Sie sich bitte folgende Gefahren, auf die Sie in Japan treffen könnten sowie die Wörter für Warnungen, die Ihr Leben retten könnten:

Naturkatastropen

Erdbeben Feuerausbruch Tsunami Taifun Unfall
jishin kaji tsunami taifū jiko
地震 火事 津波 台風 事故

Warnungen

Achtung Notausgang Sicherheit Verbot Warnung
chūi hijōguchi anzen kinshi keikoku
注意 非常口 安全 禁止 警告

Nun schauen wir uns jede Katastrophe und ihre Gegenmaßnahmen genauer an.

Erdbeben

Auf den japanischen Inseln kann man Erdbeben nicht entkommen. Das obere Bild zeigt einen Not-Treffpunkt im Katastrophenfall, von dem aus die Bürger zu einem sicheren Platz fliehen. Auf dem unteren Bild zeigt ein Wels die Sonderspur für Rettungsfahrzeuge bei Erdbeben. Der Wels gilt in Japan als Symbol für Erdbeben, weil man früher glaubte, dass das Beben durch die Bewegung eines großen Welses verursacht werde. Merken Sie sich bitte den Fluchtweg Ihrer Unterkunft und einen solchen Fluchtort bzw. Treffpunkt in Ihrer Nähe.

Alle Japaner nehmen jedes Jahr am 1. September, dem Jahrestag des großen Erdbebens 1923 in Tōkyō, landesweit an einem Fluchttraining teil, sodass sie Ihnen im Falle eines Erdbebens sicher helfen könnten.

Als am sichersten gelten erdbebensicher gebaute Hochhäuser. In normalen Wohnhäusern stehen Türrahmen am stabilsten. Nehmen Sie sich vor umfallenden Regalen und Kommoden in Acht und rennen Sie keinesfalls panisch auf die Straße. Dort kann man von herabfallenden Dachziegeln oder einstürzenden Steinmauern getroffen werden. Sehr gefährlich ist Feuer in der Küche. Bei einem Erdbeben sollten der Kochherd und die Sicherung sofort ausgeschaltet werden, damit keine Brände durch Gas oder elektische Geräte entstehen können.

Tsunami

Einem Erdbeben folgt manchmal ein Tsunami. An manchen belebten Stränden findet man Hinweistafeln wie auf dem Bild rechts, die den Besuchern wichtige Informationen geben. Wenn man sich in der Nähe der Küste aufhält, sollte man sich möglichst schnell in Sicherheit bringen.
Wenn sich das Meerwasser nach einem Erdbeben auffallend weit zurückzieht, gilt es, sofort auf einen Hügel zu klettern, denn das Wasser kommt bald mit verheerender Wucht zurück.

Taifune

Jedes Jahr von August bis Oktober wird Japan von mehreren Taifunen heimgesucht. 2019 waren diese, wohl durch die steigende Meerwassertemperatur, besonders zerstörerisch. Sie verursachten überlaufende Flüsse, zerstörten Dämme und überfluteten Häuser, deren Dächer durch heftige Winde weggeblasen wurden. Es folgten wochenlange Stromausfälle.

Die Route der Taifune ist meteorologisch voraussehbar und sie dauern meist wenige Tage. So entstand der Spruch Taifū ikka, was ungefähr bedeutet: „Für eine Weile aushalten, dann wird alles wieder gut.“

Wilde Tiere

70% der Fläche Japans ist von Wäldern bedeckt, in denen viel mehr wilde Tieren leben als man denkt. Warnschilder wie das hier abgebildete warnen in vielen Gegenden vor wilden Bären (kuma). Jährlich werden ca. 50-100 Unfälle mit den Tieren gezählt. Denn diese kommen in benachbarte Siedlungen, wenn sie in den Bergen nicht genügend Futter finden.
Nicht nur Bären, sondern auch andere Tiere sind aktiv. So wird etwa vor Begegnungen mit wilden Affen oder Wildschweinen gewarnt.

Nützliche Ausdrücke

Wenn etwas passiert, rufen Sie „□ desu!“. Für das □ können die zuvor aufgelisteten Gefahren eingesetzt werden: z.B. „Feuer!“ („Kaji desu.“)

(Unheil) ist geschehen. (jishin/taifū/kaji/jiko/tsunami/kuma) desu!
Ich befinde mich in (Ort). (Ort) ni imasu.
Achtung! Abunai!
Hilfe! Tasukete!
Flieh! Nigero!
Wo finde ich Polizei/Krankenhaus? Keisatsu/byōin wa doko desu ka?
Ich habe Schmerzen an Kopf/Bauch/Bein. Atama/onaka/ashi ga itai desu.

 

Reisetipp

Liebe Japanreisende, passen Sie gut auf sich auf und kommen Sie bitte wieder heil nach Hause!


Dieser Artikel erschien in der Januar-Ausgabe des JAPANDIGEST 2020 und wurde für die Veröffentlichung auf der Website nachbearbeitet.

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