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Tsukiji-Fischmarkt: Großhandels-Gigant zieht um

Sina Arauner
Sina Arauner

Der Tsukiji-Fischmarkt in Tōkyō ist ein Sightsseing-Highlight für Besucher der japanischen Hauptstadt. Für den Großhandel ist der Fischmarkt von noch größerer Wichtigkeit. Doch der Tsukiji leidet unter veralteter Infrastruktur: Im Winter 2017/2018 soll der Fischmarkt umgesiedelt werden.

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In den vollgepackten Hallen des Tsukiji wird es eng für Verkäufer und Besucher. (c) すしぱく /pakutaso

Begonnen hat alles in der Edo-Zeit, als der Shōgun Tokugawa Ieayasu Fischer aus Ōsaka nach Edo (heutiges Tōkyō) brachte, um seine dortige Residenz mit frischem Fisch zu versorgen. In einer Zeit, in der auch Gemüse- und Obstmärkte zu florieren begannen, erlaubte der Shōgun den Fischern, den nicht verwendeten Fisch auf öffentlichen Märkten in der Nähe weiterzuverkaufen.

Aufgrund sozialer Unruhen, unter anderem wegen der Reisknappheit in Japan, wurde im März 1923 ein Gesetz eingeführt, das den Verkauf von Fisch auf Großhandelsmärkten zentralisieren sollte. Im September des gleichen Jahres verwüstete das Große Kantō-Erdbeben viele privat organisierte Märkte, was zu einer Beschleunigung in der Umsetzung führte. 1935 wurden neben dem Tsukiji auch die Märkte Kanda und Koto in Tōkyō eröffnet.

Der Tsukiji von oben. Was mit dem Gelände nach dem Umzug passieren soll, ist noch unklar.

Tsukiji: Der größte Fischmarkt der Welt

Der Tsukiji-Markt ist einer der inzwischen elf Tōkyōter Standorte der zentralen Großhandelsmärkte. Nicht nur mit Fisch, sondern auch mit frischem Obst und Gemüse wird dort gehandelt. Weltweit steht Tsukiji als Synonym für den Fischmarkt, der mit täglich 1.676 Tonnen (2014) Meeresprodukten handelt und als einer der größten Fischmärkte der Welt gilt.

Die Thunfisch-Auktion, die in den frühen Morgenstunden stattfindet, gilt als maßgebend für die Marktpreise weltweit. Besondere Berühmtheit erhält der Käufer des ersten Thunfischs im neuen Jahr, über den inzwischen nicht nur in den japanischen, sondern auch in den internationalen Medien berichtet wird. (Lesen Sie hier, wie Sie die Thunfisch-Auktion besichtigen können.)

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Auf den Straßen um den Fischmarkt reißt der Besucherstrom nicht ab. (c) g.O.R.i. / pakutaso

Viele Fische locken viele Besucher

Dass der Tsukiji so viele Besucher anlocken würde, damit hat beim Bau der Markthalle 1935 wohl niemand gerechnet. In engen Gassen zwischen den Verkaufsständen wuselt es von Touristen, die vom Gekräuche noch lebenden Getiers, dem Filetieren von imposanten Thunfischen und der Vielzahl an unbekannter Fischsorten angelockt werden.

Wer den Tsukiji-Fischmarkt noch hautnah erleben will, sollte sich beeilen: Wegen der veralteten Infrastruktur soll der Tsukiji-Fischmarkt voraussichtlich im Winter 2017/2018 auf die künstliche Insel Toyosu verlegt werden. Die Vergrößerung und Modernisierung des Geländes wird schon seit über 15 Jahren geplant und immer wieder verschoben.

Die Standorte Tsukiji und Toyosu im Vergleich.

Holpriger Weg zum neuen Fischmarkt

Bereits 2010 wurde Toyosu als Zielort der Umsiedlung des Tsukiji Fischmarkts ausgewählt. Der damalige Gouverneur Tōkyōs Ishihara Shintarō erhielt scharfe Kritik von Seiten des Tōkyōter Stadtrats für diese Entscheidung. Der Standort Toyosu beherbergte ehemals eine Gasproduktionsanlage und weist noch immer eine starke Schwermetall-Belastung des Grundwassers auf, die unter Ishiharas Regierung hätte beseitigt werden sollen.

Nachdem der Umzug immer wieder auf Eis gelegt wurde, um neue Untersuchungen anzustellen, schien 2016 die Umsiedlung in greifbare Nähe zu rücken. Ursprünglich geplant für November 2016, wurde das Projekt jedoch erneut von der aktuellen Gouverneurin Tōkyōs Koike Yuriko auf Winter 2017/2018 verschoben.

Bei einer Pressekonferenz im November 2016 gab Koike bekannt, der Umzug sei zu diesem Zeitpunkt noch nicht in Stein gemeißelt, Sicherheit stünde an erster Stelle.

Im März 2017 soll ein Sonderkomitee über den Erwerb des belasteten Toyosu-Geländes unter Ishihara ermitteln. Dieser wird als unvereidigter Zeuge vorgeladen. Laut Artikel 100 des Kommunalrechts, hat dieses Komitee das Recht, Geld- und Gefängnisstrafen bis zu sechs Monaten zu verhängen, sollten Zeugen Meineid verüben, oder ohne triftigen Grund die Beantwortung von Fragen verweigern.

Wird Tsukiji zu Toyosu?

Eine endgültige Entscheidung Koikes ist vor den Wahlen des Tōkyōter Stadtrats im Juli 2017 nicht zu erwarten. In den nächsten Monaten wird sich zeigen, ob Toyosu als Zielort der Umsiedlung geeignet ist.

Alternativ zu einer Relokalisierung steht auch die Modernisierung am Tsukiji-Standort zur Debatte. Laut einem neu veröffentlichten Bericht der Regierung Tōkyōs, sei der Standort Tsukiji möglicherweise mit Chemikalien einer Nachkriegs-Reinigungsanlage belastet und demnach nicht besser geeignet den Fischmarkt zu beherbergen als Toyosu. Gouverneurin Koike zeigte der Presse gegenüber keine Bedenken des Risikos, sei das Gebiet ja großflächig zementiert und mit anderen Materialien bedeckt. (Zusatz vom 01. März 2017)

Ob der neue Standort auch für Besucher zugänglich sein wird, und was mit dem Gelände des Tsukiji-Marktes passieren wird, ist bisher unklar. Wer also noch den Tsukiji am eigenen Leib erfahren will, sollte sich ranhalten!

Wie Sie den Tsukiji vor seinem Umzug besuchen, lesen Sie hier.

 

 

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