Funde aus der Jōmon-Zeit: Das Japan der Jäger und Sammler

Jennifer Romswinkel
Jennifer Romswinkel

Große Überraschung für die Einwohner von Rokkasho: Ein Bauvorhaben förderte zahlreiche archäologische Fundstücke aus der Jōmon-Zeit zutage.

Die Sannai-Maruyama-Ausgrabungsstätte. © Jennifer Romswinkel

Schnurkeramiken, Grabstätten, Grubenhäuser, Feuerstellen, sogar die Tonabdrücke von Kinderhänden und -füßen – nicht nur die Einwohner von Rokkasho waren überrascht, als sich ab Ende der 1960er Jahre durch zahlreiche Funde herausstellte, dass die Geschichte ihres Gemeindegebiets bereits vor Jahrtausenden ihren Anfang genommen hatte. Die Funde reichen bis in die Jōmon-Periode (circa. 10.000 bis 300 v. Chr.).

Vielleicht wäre dies noch lange Zeit unentdeckt geblieben, wäre das Gemeindegebiet nicht als Zentrum für die Entwicklung des Mutsu-Ogawara-Industrieparks ins Auge gefasst und untersucht worden.

Auf die ersten archäologischen Funde folgten jahrelange Untersuchungen, bei denen die Forscher laut Heimatmuseum Rokkasho an 145 Orten auf verschiedene Relikte aus dem Japan der Jäger und Sammler stießen. Diese begannen im Verlauf der Jōmon-Zeit, auch Siedlungen zu errichten.

Rekonstruktion einer Hütte auf dem Ausgrabungsgelände in Rokkasho. © Jennifer Romswinkel

Namensgebend für diese Epoche sind Tongefäße, die mit „Schnurmustern“ (Jōmon, 縄文) verziert wurden. Auch in Rokkasho wurden einige dieser Gefäße entdeckt, darunter eine etwa 12.000 Jahre alte Schnurkeramik, die zu den ältesten Jōmon-Relikten in der Präfektur Aomori zählt.

Als besonderer Fund gelten auch die aus der späten Jōmon-Zeit erhaltenen, etwa 3000 bis 4000 Jahre alten, in Ton gefassten Abdrücke von Kinderhänden und -füßen. Diesen kam vermutlich eine rituelle Bedeutung zu. Ebenfalls aus der späten Jōmon-Zeit stammen die in einem Tonkrug entdeckten Knochen einer Frau, deren Körper rekonstruiert wurde. Als Bronzestatue begrüßt die Jōmon-Frau nun am Eingang des Heimatmuseums Rokkasho die Besucher.

Wie lebten die japanischen Jäger und Sammler? © Jennifer Romswinkel, Heimatmuseum Rokkasho

Auch zahlreiche Spuren von Grabstätten und Grubenhäusern in Rokkasho erregten Aufmerksamkeit. Ausgrabungen im Ortsteil Tominosawa brachten eine ca. 4000 bis 5000 Jahre alte Siedlung mit etwa 900 Erdgrubengräbern und 500 Grubenhäusern zu Tage – eine stattliche Zahl für diese Zeit, die sogar fast mit der berühmten Ausgrabungsstätte Sannai-Maruyama in der etwa 80 km entfernten Stadt Aomori mithalten kann.

Jagdszene aus der Jōmon-Zeit. © Jennifer Romswinkel, Heimatmuseum Rokkasho

Wer ein solches rekonstruiertes Grubenhaus betreten möchte, kann dies im Außenbereich des Heimatmuseums Rokkasho tun. Der Innenbereich des Museums zeigt eine nachgestellte Jagd- und Wohnszene, die einen guten Eindruck von der damaligen Lebensweise vermittelt.

Wer sich einen ganzen Nachmittag auf die Spuren der Jōmon-Zeit begeben möchte, dem empfehlen wir ein Ausflug zu der bereits erwähnten Sannai-Maruyama-Ausgrabungsstätte in der nahe liegenden Stadt Aomori.

Auch andere Wohnformen der Jōmon-Zeit werden in der Sannai-Maruyama-Ausgrabungsstätte präsentiert. © Jennifer Romswinkel
Pfahlbauten kamen in der Endphase der Epoche auf. © Jennifer Romswinkel, Sannai-Maruyama-Ausgrabungsstätte

Neben der Ausstellung zahlreicher Tongefäße und Skulpturen befindet sich hier auch ein Freilichtmuseum, in dem Gräber sowie rekonstruierte Grubenhäuser aus Früh- Mittel-Jōmon besichtigt werden können. Auch Spuren von Pfahlbauten wurden hier entdeckt, die darauf hinweisen, dass das nötige Wissen zum Bau von Häusern mit angehobenen Böden in Japan bereits vor Jahrtausenden vorhanden war.

Betreten Sie das Leben der Jōmon-Zeit auf dem Ausgrabungsgelände in Rokkasho. © Jennifer Romswinkel

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