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Relikte in Rokkasho: Fischerhütten und Kanus

Jennifer Romswinkel
Jennifer Romswinkel

Alte Formen des Fischfangs sind in Japan staatlich anerkannt als Kulturgut. Jennifer aus dem JET-Programm stellt jene aus ihrer neuen Heimat Rokkasho in der Präfektur Aomori vor.

Mategoya
Die Mategoya-Fischerhütten in Rokkasho ©Jennifer Romswinkel

Einsam und verlassen treiben sie auf dem in den Pazifischen Ozean fließenden Takase-Fluss am südlichen Ortseingang der Gemeinde Rokkasho: Drei kleine Hütten, die noch nicht einmal mit einem Hinweisschild ausgestattet wurden, aber dennoch etwas ganz Besonderes sind.

Sie sind Relikte aus einer anderen Zeit, in der Fische noch nicht in Massen gefangen, und die Suche nach Nahrung noch mit viel Geduld verbunden war. Dies bringt schon der Name der Hütten zum Ausdruck – Mategoya (マテ小屋), Wartehäuschen.

Über das Alter der im Jahre 2013 restaurierten Hütten lassen sich kaum Informationen finden, es heißt jedoch, dass die Methode des „Mate-Fischens“ in Rokkasho bis Anfang des 20. Jahrhunderts betrieben wurde – nicht nur auf dem Takase-Fluss, sondern auch auf den nahe liegenden Sümpfen Obuchi und Takahoko, die ebenfalls mit dem Pazifischen Ozean verbunden sind.

Alte Technik des Fischfangs

Beim „Mate-Fischen“ wurden unter den Hütten Löcher in den Grund gegraben und mit Netzen ausgelegt. Ein weiteres Netz wurde jeweils in deren Mitte gelegt und mit einer Schnur verbunden. Nun hielt der Fischer lediglich die Schnur fest und wartete in seiner kleinen Hütte darauf, dass ihm ein Fisch ins Netz ging. Sobald seine Schnur vibrierte, zog er sein Netz ruckartig herauf und fing auf diese Art und Weise vor allem Pazifische Heringe, die zwischen den Monaten Dezember und März zum Eierlegen aus dem Pazifischen Ozean in die Brackgewässer kamen.

Einbaum Kanu
Einbaum-Kanus ©Jennifer Romswinkel, mit Erlaubnis des Heimatmuseums Rokkasho
Kanu Rokkasho
Dieser Schaukasten im Heimatmuseum Rokkasho stellt die Fangmethode vom Kanu aus dar. ©Jennifer Romswinkel, mit Erlaubnis des Heimatmuseums Rokkasho

Traditioneller Fischfang staatlich anerkannt als Kulturgut

Neben den Mategoya finden sich in der Gemeinde Rokkasho noch weitere Relikte aus der Meiji– (1868-1912) und Taisho-Zeit (1912-1926), die einst dem Fischfang dienten und nun lediglich im Museum betrachtet werden können: Marukibune (丸木舟), Kanus, deren Rumpf aus nur einem einzigen ausgehöhlten Baumstamm bestehen.

Laut dem Heimatmuseum in Rokkasho, in dem einige Marukibune ausgestellt sind, waren diese zwischen 1,80 bis 5 Meter lang, 50 bis 80 cm breit und 25 bis 45 cm hoch und wurden vor allem dafür genutzt, an der felsigen Meeresküste Seeohren und Wakame-Algen zu sammeln.

Ende der 1950er, Anfang der 1960er Jahre verschwanden sie jedoch aufgrund eines Mangels an geeigneten Bäumen sowie der Verbreitung anderer Bootarten nahezu von der Bildfläche.

Einige Marukibune wurden aus diesem Grund als „Wichtiges Materielles Kulturgut“ registriert, darunter auch das im Präfekturmuseum Aomori ausgestellte „Marukibune von Tomari (泊の丸木舟)“, das vermutlich im Jahre 1923 aus dem Stamm einer Buche hergestellt wurde und, wie der Name schon sagt, aus Tomari stammt, einem Viertel Rokkashos, das noch heute für seinen Fischfang bekannt ist.

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