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Rokuyō: Schicksalsträchtige Sechs-Tage-Woche

Sina Arauner
Sina Arauner

Neben dem Gregorianischen Kalender verwendet die japanische Zeitrechnung auch Elemente des chinesischen Mondkalenders. Auf diesem basiert die schicksalsweisende Sechs-Tage-Woche rokuyō, die vor allem in der Edo-Zeit populär war, und bis heute eine Rolle im japanischen Alltag spielt.

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In diesem Kalender sind die rokuyō unter den Monatstagen vermerkt. Der Glückstag taian ist in rot geschrieben.

In Deutschland und vielen anderen Ländern gilt Freitag der 13. als Unglückstag. Auch in Japan ist dies der Fall. Aber hier gibt es noch viel mehr Tage, die meist in Bezug auf Mondkalender und Astrologie entweder mit Glück oder Unglück belegt sind. Diese Tage sind teilweise bis heute in japanischen Kalendern vermerkt, so auch oft die rokuyō (六曜).

Ursprung und Aufbau

Obwohl in Japan seit dem 9. Jahrhundert die Sieben-Tage-Woche als Zeiteinheit verwendet wird, hat sich bis zur Einführung des Gregorianischen Kalenders 1873 ein Sechs-Tage-Zählsystem hartnäckig gehalten. Parallel zur Sieben-Tage-Woche hat dieses System die Kalendertage mit sechs Schicksalsweisungen belegt, die den Alltag begleiten.

Basierend auf dem chinesischen Mondkalender werden diese sechs Bedeutungen weitestgehend fortlaufend auf die Tage verteilt. Dem jeweils ersten Tag der lunaren Monate sind feste Bedeutungen zugeteilt, sodass zwischen den Monaten immer ein Sprung stattfindet.

Die Sechs-Tage-Woche

  • Senshō (先勝) – Zuerst Gewinn

Vormittags Glück und nachmittags Pech. Ein guter Tag, um etwas Neues zu beginnen und dringende Geschäfte zu erledigen. Nicht geeignet für Situationen, die ein Win-Win-Ergebnis anstreben, aber zur Verbesserung persönlicher Leistungen und Rekorde günstig.

  • Tomobiki (友引) – Freunde mitziehen

Nur gegen Mittag Pech. Das eigene Glück oder Unglück färbt auf die Freunde ab. Ein ungünstiger Tag für Beerdigungen, beliebt für Hochzeiten.

  • Senbu (先負) – Zuerst Verlust

Das Gegenstück zu senshō: Vormittags Pech und nachmittags Glück. Dringende Geschäfte lieber sein lassen oder zumindest bis nachmittags aufschieben.

  • Butsumetsu (仏滅) – Untergang Buddhas

Als vermeintlicher Todestag Buddhas gilt der ganze Tag als Unglückstag. Besser nichts Wichtiges erledigen.

  • Taian (大安) – Großer Friede

Ein Glückstag, geeignet für alle Vorhaben und Aktivitäten.

  • Shakkō (赤口) – Roter Mund

Den ganzen Tag lang Pech, außer in der Stunde des Pferdes (basierend auf einer Stundeneinteilung nach den japanischen Tierkreiszeichen) von etwa 11:00 bis 13:00 Uhr.

Bedeutung im heutigen Japan

Nach der offiziellen Abschaffung des lunaren Kalenders 1872 im Zuge der Meiji-Restauration wurde das rokuyō-System abgesetzt. Auf inoffiziellen Dokumenten blieben die Annotationen zu den Kalendertagen jedoch weiterhin bestehen und sind auch heute noch oft in japanischen Kalendern zu finden.

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Neben den Feiertagen sind in diesem englischsprachigen Kalender aus Japan auch tomobiki, butsumetsu und taian vermerkt. (c) Arauner

Für Zeremonien und Feierlichkeiten wird den rokuyō, insbesondere tomobiki, butsumetsu und taian, auch heute noch Beachtung geschenkt: Tomobiki und taian sind beliebte Tage für Hochzeiten und andere festliche Zeremonien. Krankenhausentlassungen und Umzüge werden an butsumetsu vermieden. Als praktische Folge daraus bieten manche Veranstaltungsorte vergünstigte Preise für Hochzeiten an, die an butsumetsu-Tagen veranstaltet werden.

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