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Arbeitssuche in Japan: Tipps und Tricks

Hannah Janz
Hannah Janz

Wie finde ich die richtige Stelle in Japan? Worauf muss ich bei Bewerbungen achten? Was zeichnet mich als ausländischen Bewerber aus? JAPANDIGEST stellt die wichtigsten Plattformen vor und gibt nützliche Tipps.

Japanischer Lebenslauf
Lebensläufe werden in Japan handschriftlich verfasst. Das Foto ist streng formal biometrisch.

Im Juni 2016 gab die japanische Regierung bekannt, dass in Zukunft die Vergabe von Permanent Resident-Visa an hochqualifizierte Arbeitskräfte erleichtert werden soll. Außerdem soll der Anteil ausländischer Studierender, die nach ihrem Japan-Aufenthalt im Land bleiben, bis 2020 von 30% auf 50% erhöht werden. Zudem haben größere Firmen mittlerweile feste Ausländer-Quoten. Die Chancen sind also günstig wie nie, in Japan Arbeit zu finden!

Ausländische Angestellte sind für japanische Firmen interessant, da sie ein anderes Set an Qualitäten mitbringen. Dazu gehören Fremdsprachenkenntnisse wie Englisch, Französisch oder Spanisch und die Fähigkeit, interkulturell zu vermitteln. Ungewohnt für japanische Firmen ist es dafür meist, wenn die ausländischen Angestellten nach zwei oder drei Jahren zur nächsten Beschäftigung wechseln.

Muss ich Japanisch können, um in Japan zu arbeiten?

Nicht für alle Stellen sind Japanischkenntnisse vonnöten. Natürlich erleichtern diese die Integration in den japanischen Alltag. Je besser Ihr Japanisch, umso größer wird Ihr Wohlbefinden vor Ort sein! Außerdem signalisieren Sie Firmen: Ich interessiere mich sehr für mein zukünftiges Gastland und zeige Einsatz. Das macht Sie als Bewerber attraktiv. Benchmark: Auf den meisten Jobmessen besitzen etwa zwei Drittel der Bewerber den Japanese Language Proficiency Test N2 oder höher. Noch wichtiger als das Zertifikat sind aber Ihre Konversationsfähigkeiten.

Können Sie Japan-Erfahrung vorweisen? Umso besser! Auch hier zeigen Sie: Ich weiß, worauf ich mich einlasse, wenn ich mir in Japan eine Stelle suchen. Der Arbeitgeber kann damit rechnen, dass Sie nicht nach ein paar Monaten wegen Heimweh kündigen. Bewerben Sie sich am besten immer vor Ort und nutzen Sie Ihre Zeit in Japan (z.B. während eines Studien- oder Working Holiday-Aufenthaltes), um zu netzwerken.

Das Besondere in japanischen Firmen: Ihr Studienfach muss nichts mit Ihrem späteren Tätigkeitsfeld zu tun haben. Warum? Die Firmen arbeiten Sie komplett von Grund auf ein! Sie erhalten ein „training on the job“, eine firmeninterne Ausbildung.

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Anzug
Die klassische Uniform der Jobsuchenden: Weißes Hemd, schwarzer Blazer, Aktentasche.

Traditionelle Stellensuche in Japan

Viele junge Japanerinnen und Japaner möchten nach ihrem Universitätsabschluss in den sicheren Hafen einer großen Firma. Dieser garantiert eine langfristige, sichere Anstellung sowie starke Unterstützung seitens des Arbeitgebers, z. B. bei der Wohnungssuche. Ausländische Mitarbeiter bekommen Visa Support. Um eine solche Stelle zu bekommen, durchlaufen die Studierenden im letzten Jahr ihres Studiums das sogenannte Shūshoku katsudō (就職活動). Der Bewerbungsprozess ist in soviele formelle Stationen unterteilt, dass er über ein Jahr dauern kann. Die Bewerber müssen sich auf eine sehr anstrengende Zeit einstellen.

Ausländer mit Japanisch auf Business-Level haben in diesem Prozess gute Chancen. Nach dem Einreichen eines handgeschriebenen Lebenslaufs mit biometrischem Foto folgen mehrere Interviews und Gruppengespräche, oft auch Tests zur Allgemeinbildung. Ist man erfolgreich, bekommt man keinen Arbeitsvertrag ausgehändigt, sondern wird durch eine Zeremonie offiziell in die Firma aufgenommen.

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Klassische Jobmessen in Japan können gigantische Ausmaße annehmen. ©Dick Johnson

Alternative Möglichkeiten, eine Arbeit in Japan zu finden

Japanische Recruiting-Firmen und Headhunter sind zunehmend auf ausländische Bewerber eingestellt. Sie vermitteln meist an kleine bis mittlere Unternehmen. Die Vorteile solcher Arbeitgeber für Ausländer liegen im selbstbestimmteren Arbeiten, vielfältigeren Aufgaben sowie einem weniger formellen Arbeitsumfeld. Ausländer können hier verstärkt eigene Stärken einbringen. Der Bewerbungsprozess ist zudem nicht so stresserfüllt wie bei großen Firmen. Oftmals finanzieren diese Firmen ihren Angestellten aber keine Visa. Hier sollte man sich vorher gut informieren und sich wenn möglich die Firma vor einer Zusage ansehen, um böse Überraschungen zu vermeiden.

Auch zu empfehlen ist die Teilnahme an Jobmessen. Dort können Sie sich direkt präsentieren und lange Bewerbungsprozesse abkürzen. Das London Career Forum holt beispielsweise einmal im Jahr japanische Firmen nach Europa, die gezielt nach ausländischen Fachkräften suchen. Ähnliche Messen finden auch in Japan statt.

Ungeschlagen ist natürlich Vitamin B: Wenn Sie in Japan bereits ein Netzwerk aufbauen konnten, können Sie Ihre Freunde und Bekannten bitten, Ihnen bei der Arbeitssuche zu helfen. Einerseits wissen Ihre Kontakte vielleicht von offenen Stellen und können Sie gar vermitteln. Andererseits kann es nie schaden, Bewerbungsunterlagen von Muttersprachlern prüfen zu lassen und mit diesen Bewerbungsgespräche zu üben.

Plattformen für die Job-Suche in Japan


JAPANDIGEST dankt Wantedly-Recruiterin Lisa Wäntig für die umfangreichen Informationen!

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