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Mein Okinawa III: Nagato Sakihara, Musiker

Hannah Janz
Hannah Janz

In unserem letzten Interview der Reihe "Mein Okinawa" sprechen wir mit einem weitgereisten Musiker über seine Beziehung zu Okinawa. Welche Feste besucht er gerne? Welche Geisteshaltung verbindet er mit seiner Heimat?

Sanshin-Spieler

Nagato Sakihara stammt von der Insel Ishigaki. Er lebt zur Zeit in Deutschland, wo er in Düsseldorf und Frankfurt auch Sanshin-Unterricht gibt. Die Sanshin ist ein dreisaitiges Zupfinstrument, das an ein Banjo erinnert und auf Okinawa eine lange Tradition besitzt. Der Körper des Instrumentes ist mit Schlangenhaut bezogen. Wandeln Sie auf Nagato Sakiharas Pfaden und entdecken Sie neue Seiten Okinawas!

Lieblingsplatz

Ich mag den herrlich weißen Kondoi-Strand auf der Insel Taketomi mit dem Blick auf Ishigaki. Nachts sieht man Meeresleuchttierchen und die Sterne funkeln. Auf Taketomi stört nicht ein Straßenlicht!

sanshin
Sanshin 三線 bedeutet wörtlich: drei Saiten.
Wie gemalt: Der Kondoi-Strand auf Taketomi. ©Paipateroma

Feste

Im August gibt es viele Feste für die Götter und die Natur. Mir gefällt zum Beispiel das Erntedankfest Hōnen-Sai wie es in Tonoshiro und Ōkawa gefeiert wird, wegen der tollen Atmosphäre. Abends kommen alle mit einer Fackel zum Festplatz.

Auf der Hauptinsel Okinawa wird O-Bon mit dem berühmten Eisā-Tanz gefeiert. Auf den Yaeyama-Inseln feiert man eher Angamā, das Neujahrsfest der Verstorbenen. Die Toten, symbolisiert durch einen alten Mann und eine alte Frau, ziehen dann für drei Tage von Haus zu Haus durch die Dörfer, und wir können ihnen Fragen stellen. Die Toten haben Antworten, denn sie schöpfen aus ihrem Wissen und ihrer reichen Erfahrung. Zu dieser Zeit herrscht eine ganz besondere Stimmung.

Angama
Tanz-Ritus zum Angama-Fest.

Typisch Okinawa

Ich mag den Geist, der auf den Yaeyama-Inseln herrscht. Es gibt kein spezielles Wort dafür, aber ich meine die Verbindung zur Natur und das Wissen, dass wir diese weder beherrschen noch kontrollieren können. Es geht darum, die Natur zu respektieren und zu schützen. Auf den Yaeyama-Inseln war man nicht so reich, es gab kaum Geld und wenig Zeit. Jeden Monat mussten Tributgüter wie Essen und Stoffe an das Ryūkyū-Königreich gezahlt werden.

Freude fanden die Leute daher in der Natur. Sie vermochten es, feinste Details zu beobachten. Dieser Brauch macht die Yaeyama-Kultur aus. Es ist der Geist, den ich respektiere und den ich versuche zu bewahren. Ohne ihn gäbe es sicherlich nicht so viele schöne Lieder und Gedichte auf Yaeyama.


Dieser Artikel von Valeria Jana Schwanitz und August Wierling erschien im JAPANDIGEST 2015 und wurde für die Online-Ausgabe nachbearbeitet.

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