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Sailor Moon im Kampf gegen Syphilis

Sina Arauner
Sina Arauner

2016 gab es in Japan einen bisher unerklärbaren plötzlichen Anstieg von sexuell übertragenen Infektionen. Allein Syphilis wurde über 77% öfter in Krankenhäusern gemeldet als im Vorjahr. Eine Präventionskampagne der Regierung holt sich ganz besondere Unterstützung: die Anime-Heldin Sailor Moon.

sailor moon
Seit 1992 setzt sich Tsukino Usagi - aka Sailor Moon - in Manga und Anime für Liebe und Gerechtigkeit ein. (Screenshot Youtube)

Zwar wird vermutet, dass ungeschützter Geschlechtsverkehr die Hauptursache sei, doch japanische Gesundheitszentren rätseln noch, weshalb die Infektionsrate 2016 so plötzlich anstieg.

Krankenhäuser animieren indes Patienten, die ihre Infektion melden, neben Alter und Geschlecht auch ihre Tätigkeit und Nationalität anzugeben.

Auch ein Untersuchungs-Team des Ministeriums für Gesundheit, Arbeit und Soziales soll bis Ende März 2018 herausfinden, auf welchen Wegen die Infektion sich am meisten verbreitet, um betroffe Risikogruppen ausfindig zu machen und Aufklärung und Präventionsmaßnahmen anzubieten.

Die Zahl der gemeldeten Syphilis-Fälle ist in den letzten Jahren in Japan deutlich angestiegen. 

Für Liebe und Gerechtigkeit… und geschützten Geschlechtsverkehr

Im Herbst letzten Jahres hat sich das Ministerium mit der Sailor Moon-Schöpferin Takeuchi Naoko zusammengetan und eine poppige Präventionskampagne ins Leben gerufen.

Informationsblätter, Poster und in Herzform verpackte Kondome, die mit dem Bild Tsukino Usagis – wie Sailor Moon mit bürgerlichem Namen heißt – verziert sind, sollen dafür sorgen, dass besonders junge Leute die Risiken des ungeschützen Geschlechtsverkehrs erkennen und Safer Sex praktizieren.

Screenshot der Pressemeldung des Ministeriums für Gesundheit, Arbeit und Soziales: 60.000 Kondome werden verteilt. (c) http://www.mhlw.go.jp/

“Wenn du dich nicht testen lässt, werde ich dich bestrafen!”

In Anlehnung an Sailor Moons Spruch “Im Namen des Mondes werde ich dich bestrafen” soll der Spruch auf den Postern die Leser anregen, sich auf die mögliche Infektion mit sexuell übertragbaren Krankheiten testen zu lassen.

Gerade Syphilis, aber auch andere STIs, weisen in der ersten Phase keine oder nur schwach auftretende Symptome auf. Während Syphilis nach der Diagnose gut therapierbar ist, kann die Krankheit ohne Behandlung schwerwiegende bis fatale Folgen haben. Eine frühzeitige Diagnose ist deshalb besonders wichtig.

Das Poster der Präventionskampagne wurde 5.000 Mal verteilt. (c) Anne Gehrke

Heldin der Kindheit als Gesicht der Präventionskampagne – Kann das funktionieren?

Auf Online-Plattformen wie Twitter sind viele Stimmen verlautbar, die sich gegen die Kampagne aussprechen – oder zumindest daegen, dass der Charakter der 14-jährigen Usagi verwendet wird.

https://twitter.com/akaimihajiketa/status/800661321784049664

“Das geht nicht in Ordnung. Ich habe Sailor Moon in der Kindheit vereehrt, von so einem Thema sollte sie distanziert sein. Die Broschüre will ich aber haben, was sind das nur für komplizierte Gefühle…” schreibt @akaimihajiketa auf Twitter.

Der Leiter der Ministeriums-Abteilung zur Kontrolle von Tuberkulose und Infektionskrankheiten, Asanuma Kazunari, erklärte der japanischen Presse, dass eine Figur wie Sailor Moon, die bei Menschen aller sexuellen Orientierung sehr beliebt sei, besonders geeignet wäre, um das Bewusstsein um Risiken und Präventionsmethoden zu verbreiten.

Außerdem könnte die Figur als Eisbrecher fungieren, und auch bei von der Thematik eingeschüchterten Menschen eine Diskussion anregen.

Die Ausbreitung der sexuell übertragbaren Krankheiten ist nicht nur in Japan, sondern auch in vielen anderen Ländern – einschließlich Deutschland – ein großes Problem. So unbeschwert eine Kampagne wie diese auch beim internationalen Publikum, ankommen mag, bekämpft sie doch ein ernstzunehmendes Problem. Es wäre wünschenswert, trüge sie auch außerhalb Japans ihre Früchte.

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