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Japan-Fans in Deutschland: Einführung in die Szene

Hannah Janz
Hannah Janz

Beim Japan-Tag in Düsseldorf oder auf den Buchmessen in Frankfurt und Leipzig: Mittlerweile ist der Anblick bunt kostümierter Fans der japanischen Popkultur auch in Deutschland keine Seltenheit mehr. JAPANDIGEST stellt die Szene vor.

Halloween-Parties
An Halloween-Parties sowieso, aber auch so sind Kostüme ein fester Bestandteil der Otaku-Szene

Viele Japaner, die nach Deutschland kommen, wundern sich, wenn sie Deutschen begegnen, die sich besser mit Manga und Anime auskennen als sie selbst. Zwar machen Manga 40% der gesamten Publikationen in Japan aus, aber nicht alle japanischen Manga-Leser sind automatisch glühende Popkultur-Fans. Während Manga ein Massenphänomen in Japan ist, sind die Communities der Otaku, von Hardcore-Fans, sowohl in Deutschland als auch in Japan eher klein – aber gut vernetzt.

Fan-Kultur made in Japan

Seit Ende der 1990er Jahre vermehrt Anime im Fernsehen liefen und Verlage Manga veröffentlichten, hat sich in Deutschland eine lebendige Szene der Fans japanischer Populärkultur herausgebildet. In dieser versammeln sich vor allem Fans von Manga und Anime, japanischer Pop- und Rockmusik, Videospielen sowie ausgefallener Modestile. Die Fangemeindebesteht zum Großteil aus Jugendlichen und jungen Erwachsenen zwischen 15 und 25 Jahren. War die japanische Popkultur in den 1990ern noch eine Randerscheinung, gehören ihre Produkte heute zur normalen Medienbiografie von Kindern und Jugendlichen im deutschen Sprachraum.

Das Internet spielt natürlich eine große Rolle dabei, diese zahlenmäßig kleine, aber sehr engagierte Community zu vernetzen. Ein zentraler Bestandteil der Bewegung ist das sogenannte „costumeplay“ – kurz „Cosplay“. Damit bezeichnet man das Verkleiden als Charakter aus Manga, Anime und Filmen. Die Kostüme werden oft in aufwändiger Handarbeit gefertigt. Auf diese Art schlüpfen die Fans in die Rolle ihrer Lieblingsfigur und lassen sie so für eine kurze Zeit zum Leben erwachen.

Von Fans für Fans

Die Szene zeichnet sich durch ein hohes Maß an Kreativität aus. Fans schaffen Infrastruktur für andere Fans: Mittlerweile gibt es zahlreiche Events für Japan-Fans, beispielsweise die DoKomi in Düsseldorf. Dort treten beispielsweise Musicalgruppen auf, die Stücke zu ihrer Lieblingsserie inszenieren. Viele Fans zeichnen eigene Manga mit ihre Lieblingscharakteren. Diese dōjinshi können regen Absatz in der Szene finden. Auch andere Veranstaltungen wie die Buchmessen in Leipzig und Frankfurt werden von den Fans genutzt, um im Cosplay-Outfit zusammenzukommen.

In den letzten Jahren ist eine zunehmende Professionalisierung der Szene zu beobachten: Manga, Anime und Merchandise sind mittlerweile einfacher aus Japan zu beziehen als in den 1990ern. Auch deutsche Verlage und Filmverleihe bedienen die Nachfrage mit deutschsprachigen Übersetzungen. Blogger und YouTuber tragen dazu bei, japanische Popkultur über die Szene hinaus bekannt zu machen. Damit ist die Popkultur zu einem Aushängeschild der japanischen Kultur in Europa geworden und nimmt nachhaltigen Einfluss auf das Ästhetik-Empfinden, den Lifestyle und die Kultur des Westens. Es bleibt spannend, wie durch die parallelen Subkulturen in beiden Ländern die Deutsch-Japanischen Beziehungen in Zukunft positiv beeinflusst werden.


Zum Autor: Andreas Degen. Aktiver Fan japanischer Popkultur und Mitveranstalter der DoKomi in Düsseldorf, eines Events für Japan-Fans und Cosplayer. Informationen zur DoKomi unter: www.dokomi.de

Der Artikel von Andreas Degen erschien im JAPANDIGEST 2012. Für die Online-Ausgabe nachbearbeitet wurde er von Hannah Janz.

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